Franz Welser-Möst dirigiert die "Metamorphosen" und andere Werke

Dirigiertes vergeht – doch wer schreibt, der bleibt: Das Festkonzert zum 150. Geburtstag von Richard Strauss im Nationaltheater
von  Robert Braunmüller

Wie geht man mit den im Dunstkreis der Nazi-Zeit entstandenen Spätwerken von Richard Strauss um? Indem man sie spielt – und sich zugleich mit ihnen auseinander setzt. Auf exemplarische Weise geschah das im Programmheft des Festkonzerts der Bayerischen Staatsoper: Timothy L. Jackson nahm da zu den „Metamorphosen“ kein Blatt vor den Mund – ohne Polemik, bestens informiert durch Dokumente in Archiven und ohne die Beschönigungen der älteren Literatur.

Leider war das Programmheft das Beste an diesem Abend. Niemand wird die Strauss-Kompetenz des Bayerischen Staatsorchesters bestreiten wollen. Aber sie bedarf auch der Formung. Und da hapert es bei Franz Welser-Möst, der als Musikchef der Wiener Staatsoper kein Anrecht auf einen Einspringer-Bonus hat.

Vor allem: harmlos

Welser-Möst versuchte die „Metamorphosen“ durch ein rasches Tempo von ihrer Wehleidigkeit zu befreien. Das filigrane Geflecht der Stimmen und die spezifischen Farben der einzelnen Streichergruppen blieben dabei auf der Strecke. Bei den „Vier letzten Liedern“ störten hingeschwindelte Wackel-Einsätze im leisen Tutti. Die Solistin Soile Isokoski sang mehr neben dem Orchester, als dass sie vom Klang getragen wurde.

Der „Don Juan“ erschöpfte sich in Harmlosigkeit, das „Rosenkavalier“-Finale begann mit dem Rausschmeißer-Walzer derb, ohne anschließend einen poetischen Zauber zu entfalten. Die Isokoski, Michelle Breedt und die bezaubernde Golda Schulz gaben sich alle Mühe, der Dirigent interessierte sich auch hier nur für den effektvollen Schluss.

Ein Trost: Aufführungen vergehen, das Programmheft bleibt.

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