Francis Rossi: Viele halten mich für einen Deppen!
Rock meets Classic: Status Quo sind in knapp zwei Wochen in der Münchner Olympiahalle – mit klassischem Sound und Freunden von Supertramp, Saga und den Hooters
Hat jemals eine Rockband schnörkelloser gespielt als Status Quo? Vierviertel-Takt, eine Handvoll Akkorde und dann gerade aus: Nach Anfängen mit Psychedelic Rock hatte die britische Band bald ihr Rezept gefunden, und das beschert ihr in Europa seit bald fünfzig Jahren Erfolg. Wie die Hits der Band mit Orchester klingen, hört man bei „Rock Meets Classic“. Francis Rossi, der seit dem Tod von Rick Parfitt 2016 alleiniger Frontmann von Status Quo ist, wird in der Olympiahalle als Headliner auftreten. Dabei sind auch Eric Bazilian von den Hooters, John Helliwell und Jesse Siebenberg von Supertramp, Leo Leoni und Nic Maeder von Gotthard und Michael Sadler von Saga.
AZ: Mister Rossi, wie werden Status Quo-Songs mit Orchester klingen?
FRANCIS ROSSI: Ich habe schon mal bei einem ähnlichen Projekt gespielt, manches davon klang sehr gut, vor allem „Burning Bridges“. Das Konzept ist, mit dem Nebeneinander von Band und Orchester etwas Einzigartiges zu schaffen. Und es geht auch um das Visuelle: Wenn sich so viele Menschen rhythmisch zur Musik bewegen, hat das etwas Mitreißendes. Ich finde es aber komisch, dass es „Rock Meets Classic“ heißt.
Weshalb?
Es hat mit klassischer Musik nichts zu tun. Es müsste „Rock Meets Orchestra“ heißen. Rick Parfitt hat vor ein paar Jahren bei dem Projekt gespielt, und er sagte, es habe ihm Spaß gemacht. Mir wurde gesagt, dass die Band sehr gut sei, dass die Konzerte ausverkauft sind und die Leute es mögen. Heutzutage, wo das Angebot so groß ist, muss unsere Branche etwas finden, was die Menschen anspricht.
Ist das schwieriger geworden?
Ja. Schon wenn Sie zuhause fernsehen, ist es schwierig geworden, sich zu entscheiden. In den Sechzigern und Siebzigern gab es zwei, drei Sender. Wenn ein Film lief, habe ich den angeschaut! Und wenn in den Siebzigern eine große Band nach München gekommen ist, dann war das sicher eine große Sache. Ich frage mich, wieviele bekannte Leute allein heute Abend in München spielen.
Sie finden trotzdem seit Jahrzehnten ein Publikum. Waren Sie im Musikbusiness immer glücklich?
Nein. Auch wenn man erreicht, was man will, ist nicht automatisch alles gut. Man hat immer noch miese Tage, wird krank an Weihnachten, dann sind mal die Kinder unglücklich: All das ändert sich nicht mit dem Erfolg. Auch wenn Du den Lotto-Jackpot knackst, bist Du am nächsten Morgen immer noch Du selbst. Ich komme oft an Veranstaltungsorte, besonders in England, an denen es kalt und schmutzig ist, und dann wartet man darauf, am Abend spielen zu können. Und dann spielt man vielleicht auch noch schlecht!
Kommt das vor?
Vielleicht ist das die Haltung eines Musikers. Ich komme von der Bühne und sage: Mein Gott, war das schlecht! Und dann kommt jemand zu mir und sagt: War gut heute, wie? Aber auch wenn andere Musiker das nicht gern hören: Es ist Showbusiness. Wenn es demjenigen gefällt, der das Ticket bezahlt hat, dann war es gut. Andererseits gilt: Wenn dir 15 000 Zuschauer den Eindruck vermitteln, dass es fantastisch läuft, geht irgendjemand nach Hause und sagt: Was für ein Mist.
Wie war es, als Sie im vergangenen Jahr beim Heavy Metal-Festival in Wacken gespielt haben?
Thrash Metal und Heavy Metal waren nie so mein Ding, aber es war eines der am besten organisierten Konzerte, bei dem ich je aufgetreten bin. Wir wurden so gut behandelt, und das Publikum war begeistert von der Band. Es war eine Lektion für mich: Das ist vielleicht nicht meine Musik, aber in diesen Metal-Bands gibt es fantastische Musiker und extrem nette Leute – auch wenn sie beängstigend aussehen.
Haben Sie sich schon daran gewöhnt, ohne ihren Partner Rick Parfitt zu spielen?
Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Als meine Mutter und mein Vater gestorben sind, habe ich mich auch innerhalb eines Monats daran gewöhnt. Ich wurde so erzogen. Aber schlimm war zu sehen, dass die Ärzte in der Türkei Rick Parfitt nach seinem Herzinfarkt nicht besonders gut behandelt haben. Als ich ihn einen Monat später gesehen habe, war er nicht mehr der Mann, an den wir uns alle erinnern. Und als er gestorben ist, hat sich die Art und Weise verändert, wie ich viele Dinge wahrnehme. Mir wurde bewusst, dass ich fast siebzig bin und nächste Woche sterben kann. Aber ich weiß auch zu schätzen, dass ich eine Band habe und immer noch spielen kann.
Sie scheinen Ihre Musik nicht übersteigert ernst zu nehmen. Vor ein paar Jahren nannten sie ein Album „In Search Of The Fourth Chord“ – auf der Suche nach dem vierten Akkord. Auf dem Cover waren Sie und Rick Parfitt als Abenteurer à la Indiana Jones abgebildet.
Lustig, oder? Wenn man den Titel hört, weiß man, dass das nur wir sein können, denn man nennt uns die Drei-Akkorde-Band. Dabei ist da gar nicht allzu viel Wahres dran. Wir haben zwar viele solcher Songs, doch in der Rockmusik gibt’s insgesamt recht viele Songs mit drei Akkorden. Aber es ist wichtig, dass man seinen Humor behält. Es ist gefährlich, sich für einen Star zu halten. Wenn ich auf die Bühne gehe, halten mich viele Leute für großartig. Aber die meisten halten mich für einen Deppen.
Wie kommen Sie darauf?
Als ich jung war, dachte ich, alle lieben die Beatles. Und dann fand ich heraus, dass das gar nicht stimmt. Und als Michael Jackson allein in den USA 45 Millionen Exemplare von „Thriller“ verkaufte, konnte das doch auch bedeuten, dass 210 Millionen Amerikaner das Album nicht mochten.
Olympiahalle, 15. April, 20 Uhr, Karten: Tel: 49 00 9449,sowie www.muenchenticket.de, Tel: 54 81 81 81
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