Felix Jaehn: "Jetzt bin ich authentisch in allen Facetten"

Felix Jaehn hat seine bisher persönlichste Single "Love On Myself" veröffentlicht. Im Interview verrät er, wie wichtig Selbstliebe für ihn ist, welche Ziele er im Leben noch erreichen will und wie anstrengend es ist, für eine Wachsfigur zu posieren.
(tae/spot) |
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Felix Jaehn (24) meldet sich zurück: Zu seiner neuen und bisher persönlichsten Single "Love On Myself" hat er nun auch ein Musikvideo veröffentlicht. Zusammengearbeitet hat er dabei mit dem britischen Sänger Calum Scott (30). Der Song handelt von Selbstfindung und Selbstliebe - der Weg dahin war für Felix Jaehn nicht immer leicht. Letztes Jahr hat er sich als bisexuell geoutet. Anfang Juli hat er außerdem seine Wachsfigur bei Madame Tussauds in Berlin eingeweiht. Was Selbstliebe für ihn bedeutet und was neben einer Wachsfigur noch auf der Liste seiner Lebensziele steht, verrät er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

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Mit "Love On Myself" wollen Sie eine neue Phase einleiten, in der Sie persönlicher und intimer werden. Warum gerade jetzt?

Felix Jaehn: Weil ich mich als Mensch in die Richtung entwickelt habe. Ich verarbeite in der Musik als meiner Kunstform das, was mich als Mensch bewegt. Beim Songwriting für das nächste Album hat sich herausgestellt, dass alles, was persönlich ist, mich am meisten bewegt.

Calum Scott hat sich - ebenfalls wie Sie - als bisexuell geoutet. Haben Sie deswegen auch mit ihm für die neue Single zusammengearbeitet?

Jaehn: Das war auf jeden Fall einer der Gründe. Den Song habe ich schon vor einem Jahr geschrieben. Als ich überlegt habe, wer den Song featuren könnte, war mir wichtig, dass es jemand ist, mit dem ich mich auch identifizieren kann. Daher habe ich mich sehr gefreut, dass Calum Song und Message gut fand und Lust hatte, "Love On Myself" zu singen. Beim Videodreh in Berlin haben wir uns das erste Mal getroffen, der Vibe war sofort super. Eine tolle Zusammenarbeit.

Ist es für Sie einfacher, Gefühle durch Musik auszudrücken als darüber zu sprechen?

Jaehn: Nein, beides ist mittlerweile einfach für mich, da ich mich sicher und wohl mit mir fühle. Ich habe in der Vergangenheit auch schon persönliche Songs geschrieben, "Book of Love" auf meinem Debütalbum zum Beispiel. Aber damals fiel's mir noch sehr schwer, weil ich noch nicht so gefestigt war und weil ich auch noch ein Geheimnis aus meiner Bisexualität gemacht habe. Aber jetzt bin ich authentisch in allen Facetten, frei und fröhlich. Jetzt fällt es mir überhaupt nicht mehr schwer, sowohl Texte über Gefühle zu schreiben als auch Interviews dazu zu geben.

In dem neuen Song gibt es ja auch eine Songzeile, die lautet: "Ich selbst zu sein, war ein Kampf für mich..."

Jaehn: Ja genau, dieser Struggle mit mir selbst war nicht so einfach. Das ist fast zu hart gesagt, wobei ich schon das Gefühl hatte, dass ich auf verschiedenen Ebenen innerlich mit mir gekämpft habe. Aber ich habe gelernt, dass ich mir Zeit nehmen muss, um für mich selbst zu reflektieren, wer ich bin, was mein authentisches Ich ist. Das habe ich gefunden und damit bin ich sehr glücklich.

In dem Song geht es ja vor allem auch um Selbstliebe. Sie haben einmal gesagt, dass es Ihnen mittlerweile egal ist, was andere über Sie denken. Das kann wahrscheinlich nicht jeder von sich behaupten. Welche Tipps haben Sie denn für Menschen, denen es schwer fällt, sich selbst zu lieben?

Jaehn: Ich glaube, das Wichtigste ist so einfach gesagt, aber doch einer der schwersten Schritte überhaupt: seinen Blick nach innen zu richten. Wir tendieren dazu, oft außen nach Bestätigung und Liebe zu suchen. Ich hatte das auch, dass ich immer geglaubt habe, die äußeren Umstände ändern zu müssen. Aber das bringt alles nichts. Egal, wohin man geht, egal, wo man hinschaut, man trägt sich selbst immer bei sich. Das ist total schön, kann aber auch genau das Problem sein, wenn man sich selbst nicht erträgt oder leidet, dann kann man auch nicht davor flüchten. Deswegen ist der Trick, wirklich nach innen zu schauen, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, in sich reinzuhorchen, auf das Bauchgefühl zu hören, auf das Herz zu hören und zu gucken, was das eigene unverstellte authentische Ich ist.

In dem Song geht's ja nicht nur um Selbstliebe, sondern auch um Liebe für andere Menschen. Glauben Sie, man kann andere nur lieben, wenn man sich selbst liebt?

Jaehn: Ich glaube, dass der Schlüssel, andere lieben zu können, ist, dass man sich vorher selbst liebt, ja. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen. Wenn man mit sich selbst im Reinen ist und Liebe in sich trägt, dann erwartet man nicht, dass man sie von außen geschenkt bekommt. Demnach ist alles, was der Partner oder die Partnerin einem gibt oder auch die Familie ein Bonus on top, ein Geschenk. Wenn man keine Erwartungshaltung hat, weil man mit sich selbst schon im Reinen ist, dann kann man auch nicht enttäuscht werden.

Vor Kurzem haben Sie Ihre Wachsfigur bei "Madame Tussauds" in Berlin eingeweiht. Wie fühlt sich das an, sich selbst so lebensecht zu begegnen?

Jaehn: Das ist schon ein bisschen verrückt und natürlich eine ganz große Ehre. Ich bin dankbar und happy und freue mich darüber. Aber im ersten Moment war es auch etwas verwirrend. Man kennt sich ja aus dem Spiegel und von Fotos, aber jetzt neben sich selbst zu stehen - ist schon witzig.

Haben Sie sich die Pose der Wachsfigur selbst ausgedacht oder wurde Sie Ihnen vorgegeben?

Jaehn: Wir haben das gemeinsam abgesprochen. Ich habe mich mit dem Team von "Madame Tussauds" getroffen. Das ging dann den ganzen Tag, ich glaube, insgesamt acht Stunden. Wir haben überlegt: Was könnte eine coole Pose sein? Was könnte zu einem DJ passen, zu meiner Rolle? Dann haben wir uns für die Pose entschieden und ich wurde einmal komplett vermessen. Die Klamotten habe ich zum Beispiel auch gespendet. Meine Figur trägt eine Jacke, die ich bei einem Auftritt am Brandenburger Tor, Silvester 2016, mal anhatte.

Und dann mussten Sie acht Stunden in der Pose verharren?

Jaehn: Ja, mehrere Stunden auf jeden Fall. Ich musste die Pose stundenlang halten und wurde aus allen Winkeln fotografiert. Vor allem der Arm wurde immer schnell müde, aber ich habe durchgehalten und es hat sich gelohnt. (lacht)

Sie haben gesagt, eine Wachsfigur zu haben, stand auf ihrer "Lifegoals"-Liste. Das können Sie also schon mal abhaken. Was steht denn noch auf dieser Liste?

Jaehn: Auf dieser Liste steht backpacken gehen. Ich habe Bock, mal mehrere Wochen wandern zu gehen. Komplett draußen zu sein, ganz alleine.

Wo würden Sie da gerne hin?

Jaehn: Ich bin mir noch nicht sicher, aber ich glaube nach Südamerika. Ich habe in der Schule auch Spanisch gelernt, war schon auf Tour dort, in Argentinien habe ich auf Festivals gespielt, in Chile und in Mexiko bin ich häufig. Ich habe echt ein Faible für Lateinamerika und für die Sprache. Aber ich war halt immer nur ganz kurz dort, deshalb würde ich Land und Leute gern mal besser kennenlernen.

Welche Projekte stehen denn noch als nächstes an?

Jaehn: Ich habe jetzt noch den Festival-Sommer vor mir, da bin ich zum Beispiel auf dem Tomorrowland. Dann gehe ich auf Amerika-Clubtour. Ansonsten habe ich noch ganz viele weitere Songs geschrieben. Das zweite Album steht quasi schon. Ich möchte die Geschichte kapitelweise erzählen, wir werden jetzt Song für Song releasen. Ein Veröffentlichungsdatum gibt es noch nicht, aber ich weiß schon ganz genau, was die nächsten Singles werden und jede Single wird ein ganz bestimmtes Thema haben, das mich in den letzten Jahren begleitet hat. Das Thema Selbstliebe war nur der Anfang.

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