Faber: "Ich liebe mein Leben momentan nicht besonders"

Der Schweizer Musiker Faber meldet sich mit seiner neuen Platte "I Fucking Love My Life" zurück. Warum er aber manchmal gerne alles hinschmeißen würde, hat er der Nachrichtenagentur spot in news im Gespräch verraten.
von  (jwl/spot)
Faber liebt sein Leben gar nicht so sehr, wie es sein Albumtitel suggeriert
Faber liebt sein Leben gar nicht so sehr, wie es sein Albumtitel suggeriert © Peter Kaaden

Der Indie-Musiker Faber (26) ist mit einem neuen Album zurück. Der zweite Streich des Schweizers, der mit bürgerlichem Namen Julian Pollina heißt, hört auf den Namen "I Fucking Love My Life". Doch der plakative Titel entspricht nicht unbedingt dem wahren Gefühlsleben des 26-Jährigen, wie er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät.

Fabers "I Fucking Love My Life" finden Sie hier

Ihr Album heißt "I Fucking Love My Life". Warum lieben Sie Ihr Leben so sehr?

Faber: Ich liebe mein Leben momentan nicht besonders und auch während der Arbeit zum Album nicht. Ich hätte es kurzfristig gerne gegen ein anderes eingetauscht. So ist das auch zu interpretieren. Ich fand es witzig, so einen überschwänglichen und krassen Albumtitel wie "Ich liebe mein Leben" für ein so trauriges Album zu haben. Es ist im Normalfall auch so, dass Leute, die zu viel lachen, nicht glücklich sind. Wenn jemand zu viel feiern geht, dann gibt es vielleicht nicht mehr so viele gute Sachen in deren Leben.

Ihre Texte sind auf Hochdeutsch. Jetzt ist ein Song auf Schweizerdeutsch drauf. Wie war es, das mal zu machen?

Faber: Das Lied gibt es seit letztem Weihnachten. Es war keine Taktik dahinter, es war Zufall. Eine Freundin von mir hat einen Weihnachtskalender mit 24 Songs gemacht, jeden Tag knapp 15 Sekunden. Da wollte ich mitmachen. Es war aber voll mein Ding und mein Thema, und dann habe ich es einfach so gelassen.

Können Sie sich vorstellen, auch mal auf Italienisch zu schreiben?

Faber: Schreiben eher nicht. Ich spreche es gut, aber ich bin größtenteils in Zürich groß geworden. Deshalb habe ich vor allem mit meinen Eltern Italienisch gesprochen. Ich fluche kaum und spreche auch kein junges Italienisch. Gerade bei Kindern von Einwanderern scheint das normal zu sein. Ich habe auch eigene Freunde, Cousinen und Cousins in Palermo, aber ich weiß nicht, was "lit" auf Italienisch heißt. Und was wäre ein Song ohne "lit"? Singen würde ich es hingegen sehr gerne, aber ich würde es dann mit jemandem zusammen schreiben wollen, sonst traue ich mir das nicht zu.

Ihre Single "Das Boot ist voll" kritisiert direkt die sogenannten "besorgten Bürger". Durch eine inzwischen geänderte Textzeile wurden Ihnen aber Vergewaltigungsfantasien gegen rechts unterstellt, doch eigentlich wollen Sie gar keine polarisierende Person sein. Warum?

Faber: Polarisierende Musik zu machen, finde ich gut, aber eine polarisierende Person zu sein, ist echt scheiße. Du gehst raus, dann kommt einer und sagt "Ich liebe dich" und der nächste "Ich hasse dich, bring dich um". Das muss nicht sein.

Die große Tour beginnt im Februar, aber es gibt auch eine kleinere, die jetzt startet. Warum?

Faber: Wir spielen erst eine Tour mit vielen Terminen in ganz kleinen Locations. Es sind zwischen 90 und 200 Leute pro Abend. Das ist etwas ganz anderes. Es ist cool, beides zu haben. Wir sind vor den großen Shows auch aufgeregt, aber kleine sind auch geil.

Sie würden die kleinen Shows auch nie sein lassen wollen?

Faber: Das weiß ich jetzt nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, ich würde alles gerne sein lassen wollen.

Woher kommt das Gefühl?

Faber: Es gibt auch unangenehme Sachen daran. Live spielen ist mit Abstand das kleinste Problem, weil ich das sehr gerne mache. Manchmal ist man unter sehr großem Druck und fühlt sich immer ein bisschen beobachtet. Wenn du lange auf Tour bist, hast du mitunter nur mit Leuten zu tun, mit denen du entweder arbeitest und in einem Abhängigkeitsverhältnis stehst, oder mit Leuten, die auf die Konzerte kommen. Da ist es mit der Zeit schwierig, dass man Bewunderung nicht mit Liebe oder Freundschaft verwechselt. Das ist ein täglicher Kampf.

Auf Instagram findet man viele Bilder, auf denen Sie Rauchen und Trinken. Wie stehen Sie zu Ihrer Vorbildfunktion gegenüber Jugendlichen?

Faber: Ich bin in meinem Kopf lange 14 geblieben und habe deshalb überhaupt keine verspürt. Ich sehe mein Publikum gerne als mündig an, auch wenn es unter Umständen jünger ist als ich. Die wissen, was sie tun und ich traue ihnen das zu. Es ist aber auch ein bisschen zwiespältig. Man hat halt irgendwann damit angefangen. Inzwischen kommen alle - auch bei Interviews - und wollen Fotos machen. Die sagen dann: "Möchtest du nicht rauchen drauf oder noch ein Bier bestellen?" Du wirst natürlich nicht dazu gezwungen, aber es wird gerne gesehen. Das ist schon ein bisschen blöd. Diese Sauferei ist überhaupt nicht mein Ding, obwohl ich sehr gerne trinke.

Wie ist es, in einer reichen Stadt wie Zürich als Künstler zu leben?

Faber: Als reicher Künstler ist das natürlich egal. Nee, es ist schrecklich für mich. Ich verdiene mein Geld hauptsächlich in Deutschland und gebe es in der Schweiz aus. Das ist so das Dümmste, was man machen kann. Aber irgendwie bin ich auch stolz drauf. Einfach mal was tun, was überhaupt keinen Sinn ergibt. Man wirft ein Drittel des Geldes aus dem Fenster, und das finde ich geil. Als würde ich jeden Monat einfach ein Paar Banknoten anzünden und mich darüber freuen, dass wir nicht mitmachen im System.

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