ESC-Vorentscheid: LaBrassBanda-Fans sauer
Hannover - Cascada fahren zum Eurovision Song Contest (ESC) in Schweden: Die Dance-Pop-Gruppe um Sängerin Natalie Horler tritt für Deutschland in Malmö an. Sie gewann am Donnerstagabend mit dem Song „Glorious“ den deutschen ESC-Vorentscheid in Hannover. Doch viele ESC-Fans sind stocksauer.
Die Art und Weise wie es zum Cascada-Sieg kam, sorgt bei vielen LaBrassBanda-Fans für Unmut. Die Radiozuhörer kürten die bayerische Bläsercombo LaBrassBanda nämlich zunächst klar auf Platz 1 (jeder Sender vergab 12 Punkte!). LaBrassBanda begeisterte mit dem Mundart-Lied „Nackert“ und standen in Lederhosen und barfuß auf der Bühne.
Dann gab ein Expertenteam ein Voting ab, das zu 33 Prozent das Endergebnis ausmachte. Diese Jury bestand aus der Schlagersängerin Mary Roos, Sänger Tim Bendzko, ESC-Vorjahresteilnehmer Roman Lob, Silly-Sängerin Anna Loos und Moderatorlegende und ESC-Urgestein Peter Urban.
Die Meinung der Jury ging weit mit der der Radiozuhörer auseinander. Die drei besten Künstler waren für die Experten Cascada mit 8 Punkten, Soul-Röhre Saint Lu mit 10 Punkten und die schrägen Techno-Künstler von Blitzkids mit 12 Punkten. Blitzkids hatten bei der Radioabstimmung eher die hinteren Plätze belegt. Das überraschende Jury-Voting schoss die weit führenden LaBrassBandas plötzlich nach hinten. Gerade mal einen Punkt hatte das fünfköpfige Team für die Bayern übrig!
Ein besonderes Geschmäckle bekommt die Entscheidung der Jury, wenn man sich den Backround der Experten genauer ansieht. Mary Roos, Tim Bendzko, Roman Lob und Anna Loos sind allesamt Künstler beim Plattenlabel Universal, dem großen Konkurrenten von Sony. Sony wiederum ist die neue Platten-Heimat der beim ESC-Vorentscheid zunächst klar vorne liegenden Band LaBrassBanda. Hat die Jury hier die Notbremse gezogen?
ARD-Koordinator Unterhaltung, Thomas Schreiber, betonte am Freitag: „Die Jury hat ihre Entscheidung getroffen, bevor sie die Radioergebnisse kannte. Das Ergebnis war also keine Reaktion auf das Radiovoting.“ Die Jurymitglieder hätten großen Wert auf ihre Unabhängigkeit gelegt. Außerdem habe die Bonner Dance-Pop-Band Cascada auch in der Gunst der TV-Zuschauer weit vorne gelegen.
Im dritten Teil des Votings kamen die TV-Zuschauer zum Zug. Cascada erhielt 12 Punkte. Damit wurde "Glorius" der Song für Deutschland beim Eurovision Song Contest.
Bei den Fernsehzuschauern stieß der Vorentscheid nur auf mäßiges Interesse. Durchschnittlich 3,24 Millionen Zuschauer schalteten die Show ein. Das entsprach einem Marktanteil von 10,4 Prozent. Die ZDF-Quizshow „Rette die Million! – Das Promi-Special“ mit Jörg Pilawa wollten 4,8 Millionen Menschen sehen (Marktanteil 14,9 Prozent).
Im Netz entlädt sich die Wut der LaBrassBanda-Fans:
"Beschiss! Neue Wahl! Fragwürdige Entscheidung": Bei Facebook und Twitter (#usfm) entldädt sich der Frust der Fans. Auf Facebook wurde extra die Seite "Revote labrassbanda for malmö" (Unfaires Voting bei der Wahl zum dt. Vertreter beim Eurovision Song Contest! Wir fordern Neuwahlen) ins Leben gerufen.
"Wir waren auch alle für Labrassbanda - ich finde die Entscheidung enttäuschend!", schreibt ein User unter der AZ-Berichterstattung auf Facebook
Presswurst-Kleid, Hackbällchen, Dance-Lalala: Unser Schrott für Malmö, schreibt lautde
Also ich hätte es ja cool gefunden wenn #LaBrassBanda für Deutschland nach Malmö gefahren wäre, naja kann man nix machen, schreibt @Zswaggy
Da schäme ich mich richtig für mein Land, schreibt @NinasNinja
Wird #Cascada durch #Rundfunkbeiträge finanziert?, schreibt @Jalousiescout
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