Es rockt, es ist laut, es ist Summer Breeze 2013!

Unsere junge Kritikerin Alisa Blöchl war unterwegs auf dem Metal-Festival: "Summer-Breeze 2013" in Dinkelsbühl. 
von  Alisa Blöchl

Unsere junge Kritikerin Alisa Blöchl war unterwegs auf dem Metal-Festival: "Summer-Breeze 2013" in Dinkelsbühl.

Es ist Mittwoch früh 10 Uhr und wir sind die Ersten auf dem Festivalgelände. Nach ca. zwei Stunden Fahrt durch die idyllische Landschaft Bayerns und einer beeindruckend langen Schlange vor dem Festivalgelände, die von Jahr zu Jahr größer wird, sind wir endlich da. Alles ist so, wie ich es seit sechs Jahren gewohnt bin: Gut, besser, Summer Breeze. Jetzt noch schnell unseren kleinen Pavillon aufbauen und schon steht das erste Highlight auf dem Programm: Die Blaskapelle Illenschwang läuten, oder viel mehr gesagt trompeten das Festival ein.

Man mag es kaum glauben, aber wie auch auf Wacken findet diese Art von Musik regen Anklang und ich sehe mehr fliegende Haare, als ich ehrlich gesagt erwartet hätte. Ich muss zugeben, auch wenn ich zuerst skeptisch war: Die Musik, aber vor allem die Lust und Laune der Leute geht auf einen schnell über und so erwische ich mich schon beim zweiten Lied beim Mitwippen. Nach diesem überraschend spaßigen Auftritt war's das für mich für den ersten inoffiziellen Tag des Summer Breeze 2013.

Nach einer sehr kurzen und vor Allem schlotterkalten Nacht auf einer Luftmatratze, die viel zu schnell die Luft verliert (Um Roger Murtaugh aus Leathel Weapon zu zitieren: „Ich werd zu alt für diesen Schei..“) ruft schon die nächste Band: Cultus Ferox. Auf der Bühne erscheint eine Meute rockender Piraten. Das Publikum ist begeistert und geht sehr schnell mit. Schade nur, dass die ruhigen Töne bei der ausgelassenen Stimmung untergehen. Alles in allem sehr sehenswert. Sowohl optisch als auch musikalisch.

Lesen Sie hier: Summer Breeze: Eimersaufen im Piratenkostüm

Die nächste Band des Tages ist Soilwork. Schnell und laut. Schon als ich mich in Richtung Zuschauertribüne bewege, schwappen mir Wellen der guten Stimmung entgegen, dabei steht die Band noch nicht mal auf der Bühne. Als es dann losgeht, geht es rund vor der Bühne. Pogo, Circle Pit und Walls of Death spalten und vereinen das Publikum regelmäßig während des Konzertes. Ein sehr ausschlaggebendes Indiz für ein gutes Konzert. Diese These untermauert der Sänger mit einer guten Stimme. Mir persönlich haben die 50 Minuten Melodic Death Metal richtig Spaß gemacht.

Die Band Fear Factory gleich im Anschluss konnte leider nicht ganz so überzeugen. Einige Töne waren mehr als schief. Trotzdem konnte der Sänger den Auftritt durch viel Publikumsinteraktion retten. Netter Auftritt, aber zumindest dieser Auftritt konnte mich noch nicht ganz überzeugen.

Der erste Headliner für mich dieses Jahr: Powerwolf. Die Band hatte dieses Jahr ihr neues Album im Gepäck. Echte Fans sind begeistert und der Meinung, dass es den älteren Werken in nichts nachstünde, aber trotzdem mit den neuen sakralen Tönen innovativ bliebe. Sowohl Performance als auch rein musikalisches Schaffen auf der Bühne überzeugten Fans und Interessierte gleichermaßen.

Nach einem musikalisch reichen Tag voller Kuriositäten und guter Stimmung, welche das Summer Breeze wie jedes Jahr in besonderer Weise auszeichnen, mache ich mich auf den Weg in Richtung Antiluftmatratze und leckeren Dosenravioli, die als Standardnahrung auf Festivals gelten.

Neuer Tag, neues Glück und Rückenschmerzen: Tag Zwei auf dem SB 2013. Erster Punkt auf der To-Do-Liste: Feuerschwanz. Sie gilt als absolute Partyband und das stellt sie auch auf dem Breeze 2013 wieder unter Beweis. Vor der großen Main-Stage zur doch frühen Mittagsstunde ist viel los. Kaum treten die Bandmitglieder auf die Bühne haben sie ihr Publikum gefangen genommen und verbreiten gute Laune. Diese Band ist, wie ich mir sagen ließ, ein Paradebeispiel für eine Partyband. Auch der Festivalbesucher im Batmankostüm mit Feenflügeln dachte sich das wohl, als er kurzerhand für den Song „Wunsch ist Wunsch“ auf der Bühne mitfeiern durfte.

Nächster Termin auf der Tagesordnung: Letzte Instanz. Eine Mischung aus Eisbrecher und Unheilig. Die Pain-Stage ist mittelmäßig besucht, das liegt aber wohl eher daran, dass der gemeine Festivalbesucher noch nicht in der Lage ist sich Richtung Festivalgelände zu bewegen, da erst die Abendstunden auf das Gro animierend wirken. Von der Bühne sind im Allgemeinen ruhige Klänge zu hören, aber doch auch immer wieder durchaus mitreißende Rhythmen dabei.

Trotz fehlender Publikumsinteraktion geht das Publikum mit. Stimmlich ist der Sänger gut dabei, allerdings finde ich es schade, dass die zu dieser Musikart gut passenden langen/hohen Töne leider ausbleiben.

Mein Headliner des Tages: Anthrax. Uhrgestein der Szene. Publikum von Anfang an außer Rand und Band. Die langjährige Bühnenerfahrung in das Gesicht des Sängers gefurcht und in voller Größe dem Publikum entgegen gebracht. Mal wieder der Beweis, dass sowohl Alt als auch Jung wunderbar in dieser Szene überzeugen können. Für viele Zuschauer das Highlight des Tages.

Last but not Least: Tag vier des Spektakels. Klassisch der hochkarätigste Tag angesichts der Bands. Den Anfang machen für mich Knorkator. Viele betiteln diese Band als das Pendant zu J.B.O. im Metal. Meiner Meinung nach einer der besten und spaßigsten Auftritte des ganzen Festivals.

Bei Knorkator geht es weniger um die Musik, als um das Publikum, denn diese Band weiß genau, im Gegensatz zu manch anderem Act, wem sie zu verdanken haben, dass sie auf großen Bühnen spielen können. Spätestens als sich der Sänger im Borat-Badeanzug in einen riesen Gummiball schmeißt und buchstäblich auf der Metalgemeinde läuft und sogar noch versucht zu singen, machen sie ihrem Ruf alle Ehre. Die ironisch-sarkastischen Songtexte tun ihr übriges zur eh schon bombastischen Stimmung im Publikum.

Gleich im Anschluss nebenan auf der Mainstage: Devildriver. Der Name eilt der Band voraus, daher ist der Andrang vor der Bühne groß. Leider können sie mich mit einer durchschnittlich mittelmäßigen Show auch noch nicht wirklich überzeugen.

Zum Ende des Tages liegt noch einmal eine ganz besondere Stimmung über dem Summer Breeze. Die Hauptacts nahen: Hatebreed und In Flames. Hatebreed ist wie immer ein absoluter Brecher. Die Band legt von Anfang an los und spielt ein sehr publikumsfreundliches Set, da sehr viel Altbekanntes von der Bühne scheppert. Auch diese Band, weiß wieso sie da steht, wo sie steht, da sich alle Bandmitglieder immer mal wieder auffällig in Pose schmeißen und nicht nur den Anspruch an sich haben musikalisch zu überzeugen sondern auch den Fans optisch und den Fotografen etwas für die Linse zu bieten.

Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es auch schon weiter. Das ganze Festivalgelände summt und vermeintlich alle Metaler, die vor einigen Stunden noch mehr als lethargisch anmuteten sind nun in Richtung Bühne unterwegs. Schon das Intro ist mächtig und die ersten Impressionen der Lightshow lassen Großes verheißen: In Flames betritt die Bühne und ab geht das Karussell aus Lichtern, Klängen und Gesang bestehend. Die Band macht ihrem Ruf mehr als alle Ehre und bietet unzähligen Augen und Ohren das absolute Megaprogramm. Nahezu jedes Lied wird aus vollster Kehle mitgegrölt. Optischer Höhepunkt ist das große Feuerwerk zum Schluss des Konzerts. Summa Summarum 90 min Freude pur!

Nach vier Tagen geht das Summer Breeze 2013 glorreich zu Ende. Ich fahre mit vielen tollen Eindrücken nach Hause. Eine einzigartige Mischung an Gefühlen geht wie jedes Jahr mit dem Ende einher: Trauer um das viel zu schnelle Ende, aber auch Freude über die Aussicht auf ein eigenes Bett, aus welchem die Luft nicht entweicht und eigene sanitäre Einrichtungen. Dieses Jahr war es das sechste Mal, in welchem mich der Ruf des Summer Breeze erreicht hat und es werden hoffentlich noch viele folgen.

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