Erst zuletzt kam leichter Nebel auf
Nicht alles glückte dem scheidenden Kalifornier in den vergangenen sieben Jahren. Zu oft wackelte es zwischen Bühne und Graben, zu Mozart und manch anderem Klassiker fiel ihm wenig ein. Aber auf eines war Verlass: Kent Naganos Bruckner-Konzerte waren immer aufregend.
Auch die Fünfte beim vorletzten Akademiekonzert des scheidenden Generalmusikdirektors enttäuschte nicht. Denn die Mischung stimmt: Das Bayerische Staatsorchester bringt den durch Eleganz gebändigten deutschen Klang mit. Der Dirigent nähert sich aus einer anderen Richtung: Er lässt es nicht wagnern und meidet das feierliche Pathos. Nagano lässt die Schrunden und Kanten der Musik ungeglättet, betont die Architektur und sorgt für eine gute Durchhörbarkeit der Stimmen.
Davon profitieren die kontrapunktischen Passagen dieser Symphonie im Finale. Nagano versucht nicht zu überwältigen, er stellt an einzelnen Stellen eher die niedermalmende Gewalt der Musik heraus. Die solistischen Bläser hatten den Mut zur Zurückhaltung, etwa beim exemplarisch gelungenen Anfang des langsamen Satzes mit dem edlen Gesang in Oboe und Klarinette.
Nur die allerletzte Auftürmung aller Themen am Ende der Symphonie verlor sich am Montag ein wenig im Nebel. Diese heikle Stelle gelingt nicht immer, sie ist eine Frage der Tagesform. Naganos Bruckner wird einem fehlen.