Entführung ins Licht: Jure Pukl am Dienstag in der Unterfahrt
Als Teenager wurde Jure Pukl aus der Heimat weggelockt. Dem Angebot, in Wien ein klassisches Saxofon-Studium anzutreten, konnte der junge Slowene einfach nicht widerstehen. In der österreichischen Hauptstadt merkte er allerdings schnell, dass ach zwei Seelen in seiner Brust wohnen: Deshalb durchlief er eine Parallel-Ausbildung an der Jazzabteilung des Konservatoriums.
Nach weiteren Lehr-Stationen in Den Haag, Boston und Graz sowie zehn aufregenden Jahren in New York, dem Epizentrum des Jazz, lebt Jure Pukl heute wieder in Slowenien - und gehört für Eingeweihte zu den besten Jazz-Saxofonisten Europas.
Jure Pukl mit Allstar-Quartett in München
Dort – in Slowenien – hat der jetzt 44-Jährige ein kleines Festival und einen Workshop für den Jazz-Nachwuchs aufgezogen, komponiert Musik für eine Tänzerin und führt nach all der Hektik im Big Apple endlich wieder ein normales Leben, in dem er sich auch um seine betagten Eltern kümmert. Aber er verarbeitet daheim auch, dass er sich von seiner Frau, der weltbekannten chilenischen Tenorsaxofonistin Melissa Aldana getrennt hat.
Seine internationalen Kontakte, sein beachtliches Netzwerk hat er in der vermeintlichen Abgeschiedenheit der Heimat nicht vernachlässigt. So stellt sich Jure Pukl, der bislang all seine Bands mit prominentem Personal ausstattete, auch in München mit einem Allstar-Quartett vor. In diesem Vierer sind mit Peter Evans einer der abenteuerlichsten und virtuosesten Trompeter der Gegenwart und mit Bassist Joe Sanders und Schlagzeuger Nasheet Waits zwei der beweglichsten Rhythmusleute des Planeten seine musikalischen Partner.
"ANoRoK" nennt Jure Pukl diese slowenisch-amerikanische Formation. "Ich habe das Wort "Korona" einfach umgedreht oder, wenn man so will, auf den Kopf gestellt - so wie es die Pandemie mit unserem Leben getan hat. Ich wollte das Wort manipulieren, um es endlich vergessen zu können, um etwas Negatives in etwas Positives zu verwandeln."
Jure Pukl: "Musik machen ist eine Art, die Frustrationen zu kanalisieren"
In der Band "ANoRoK" kommt nicht nur Jure Pukls von vielen Erfahrungen gegerbtes und beseeltes Spiel an Tenor- und Sopransaxofon sowie Bassklarinette zum Tragen und ein Faible mit elektronischer Manipulation zu arbeiten, sondern inhaltlich auch das, was ihn heutzutage am meisten bewegt.
"Gerade in den letzten acht Jahren habe ich die internationale Politik und die Weltlage intensiv verfolgt. Ständig kommen da Fragen auf. Antworten finden sich selten sofort, wenn überhaupt. Irgendwie muss man durch den Tag kommen, wenn die Emotionen, die da entstehen, einen aufwühlen", sagt Jure Pukl: "Wenn ich dann am Klavier sitze, um zu komponieren, versuche ich einen Weg ans Licht zu finden. Musik machen ist eine Art, die Frustrationen zu kanalisieren und der Hoffnungslosigkeit für eine Weile zu entrinnen. Und ich hoffe, dass es dem Publikum genauso geht. Natürlich kann ich mit meiner Musik die Welt nicht verändern, aber sie kann einen für die Dauer eines Konzerts zumindest aus der grausamen Wirklichkeit entführen."
Dienstag, 14. Juni, 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42, Karten zu 28 / 20 / 14 Euro über 089 44 82 794 und auf www.unterfahrt.de
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