Enoch zu Guttenberg und Gerhard Oppitz im Herkulessaal
Er ist kein brillanter Schlagtechniker. Aber ein Querdenker, von denen es in der Musik nicht allzu viele gibt. Wenn Bach oder Bruckner mit Gott und der Welt ringen, hat Enoch zu Guttenberg dem stets etwas Interessantes hinzuzufügen. Da stört der eine oder andere verwackelte Einsatz nicht, wenn die Musik einem rigorosen Ausdruck unterworfen wird.
Am Mittwoch begleitete er mit dem Orchester der Klangverwaltung im Herkulessaal das Klavierkonzert Nr. 5 von Ludwig van Beethoven. Gerhard Oppitz spielte es drängend, dramatisch und kraftvoll. Er verstand die lyrischen Episoden nur als kurze Atempause zwischen den Konflikten. Der Pianist erwies sich (wieder einmal) als im besten Sinn traditioneller Beethoven-Interpret, der ohne Schnörkel das gute alte geerdete Pathos hervorkehrt. Das Orchester fügte einen dunklen, erdigen deutschen Mischklang hinzu, und die Pauke rumpelte wie in einer alten Furtwängler-Platte.
Ruppig und schnell
Das überraschte, weil Guttenberg sonst historisch informiert spielen lässt. Was reizt ihn aber an Antonin Dvoráks Achter? Die Folklore kaum – die hat er dieser Symphonie ruppig ausgetrieben. Der Dirigent machte immerhin deutlich, dass die ersten beiden Sätze (wie bei Schubert) in kaum versöhnte Katastrophen münden. Für das Scherzo und das sehr kleinteilige Finale hatte Guttenberg keine Idee, außer das ziemlich pauschal spielende Orchester mit brüsken Tempi an seine Grenzen zu treiben.
Beim Applaus erweckte Guttenberg mit allerlei Gekasper den Eindruck, die Leitung eines Orchesters sei vor allem eine Mutprobe für reifere Herren. Auf die Gefahr hin, für einen Spießer gehalten zu werden: Wer als Musiker ernst genommen werden will, lässt so etwas sein.
Am Karfreitag dirigiert Guttenberg um 19 Uhr die „Matthäuspassion, Karten, Telefon 93 60 93
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