Eminem: Er klingt immer noch wütend

Tut er es wirklich? Cover und Titel der neuen Platte lassen darauf hoffen, dass Eminem sein wahres Ich Marshall Mathers 13 Jahre nach seinem Erfolgsalbum wieder auferstehen lässt.
von  (mia/spot)

Tut er es wirklich? Cover und Titel der neuen Platte lassen darauf hoffen, dass Eminem sein wahres Ich Marshall Mathers 13 Jahre nach seinem Erfolgsalbum wieder auferstehen lässt. Aber Achtung: Mathers tanzt mittlerweile gerne - klingt aber immer noch so wütend, als würde er die gesamte Welt anzünden wollen.

London - Zurück auf Start? Cover und Titel des neuen Eminems-Album schüren ganz große Erwartungen. Wir sehen das mittlerweile berühmte aber trotzdem nicht weiter einladend wirkende Haus aus Ems Jugend in Detroit. Wir lesen: "The Marshall Mathers LP 2" und erinnern uns an das Jahr 2000, als mit Teil 1 Rap-Geschichte geschrieben wurde. Doch wie Em selbst schon seit Monaten warnt: Es ist keine Fortsetzung. Was auch bedeutet: Alte Fans sollten sich nicht zu früh freuen. Denn in den letzten 13 Jahren hat sich eben doch einiges verändert.

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Der Eröffnungstrack "Bad Guy" nimmt den Millenium-Vibe noch absolut auf. Der Rap zwischen dem total irre gewordenen Eminem und seinem Alter Ego, der tönende Autounfall und schließlich das absolute Finale mit sakralem Streicherteppich, das jedem Hip-Hop-Hater das Kopfnicken lehrt. Nach dieser Eröffnungsbombe möchte man aufspringen und schreien: "Marshall Mathers ist zurück!". Doch damit sollte man sich besser noch ein paar Tracks zurückhalten. Denn im Laufe des Albums dreht Slim Shady erst richtig ab - und zwar mit Dr. Dre, Rick Rubin, Rihanna, Kendrick Lamar, jede Menge Hit-Refrains und sogar Gesang.

Das werden die einen abfeiern - andere müssen sich daran erst gewöhnen. Jetzt gibt es Refrains in bester Dido-Manier, aber durchgehend. Ein singender Eminem. Die Skrillex-Beastie-Boys-Rock-Irgendwas-Single "Berzerk". Ein Song der mit Country-Rock-Einschlag klingt, als wäre Kid Rock unter den Studiogästen gewesen. Skylar Grey, die als tatsächlicher Studiogast betont ahnungslos haucht: "Everybody knows / That you're an asshole" und damit eine neue Ironiestufe erreicht. Man muss es sagen: Es ist ein bisschen viel Pop was Eminem hier unter dem Namen "Marshall Mathers" veranstaltet. Aber scheinbar tanzt er mittlerweile gerne.

Ein paar Dinge aber sind immer noch wie früher: Der schneidende Sarkasmus in Ems Stimme, wenn er Groupies nachäfft oder Lady Gaga und Justin Bieber verarscht. Die Power hinter seinen Raps. Die Polizeisirenen und Autounfall- oder Kreißsägengeräusche im Hintergrund. Und vor allem diese Wut. Die absolute Sicherheit, dass Eminem keine Sekunde zögern würde, wenn er die Möglichkeit hätte, die Menschheit mit einem Knopfdruck auszulöschen.

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