"Elias" in der Isarphilharmonie: Sanfte Prophetie mit Duncan Ward

Mendelssohns "Elias" mit dem Chor und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in der Isarphilharmonie.
Michael Bastian Weiß |
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Der Dirigent Duncan Ward.
Der Dirigent Duncan Ward. © Astrid Ackermann

Der feinsinnige Felix Mendelssohn-Bartholdy verdient beste Umgangsformen. Urteilen wir deshalb schonend, dass sein "Elias" nicht das experimentellste Werk seiner Epoche ist. Es ist daher - nach den Idealen des 19. Jahrhunderts übrigens eine besondere Auszeichnung -, in den Händen und Kehlen engagierter Laien sehr gut aufgehoben.

Umso interessanter wäre gewesen, was Kirill Petrenko mit den professionellen Ensembles des Bayerischen Rundfunks aus dem populären Oratorium gemacht hätte. Leider wurde er nach schon begonnener Probenarbeit krank. Unter diesen Umständen ist bemerkenswert, wie souverän der Einspringer Duncan Ward diese Aufführung leitet.

Stabiles Gleichgewicht der Kräfte

Der englische Dirigent, 33 Jahre alt, hält den Apparat zusammen, erreicht ein stabiles Gleichgewicht der Kräfte, sorgt mit tänzerischer Gestik für ein lebendiges Fließen, das Mendelssohn, der Spannungsabfall und Löcher hasste, gut gefallen haben könnte. Vom Balkon über der Bühne schallt der Chor des Bayerischen Rundfunks gebieterisch in die Isarphilharmonie herab, ohne je zu forcieren, stanzt beim angstvollen Flüstern die Konsonanten schön heraus und bietet phantastische choreigene Solistinnen und Solisten (Einstudierung: Peter Dijkstra). Und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks kann man kaum anmerken, wie sehr es mit dem bloßen Begleiten unterfordert ist.

Warum hinterlässt der "Elias" angehörs solcher Kräfte immer noch einen blassen Eindruck? Zumindest teilweise, weil Duncan Ward zwar für einen reibungslosen Ablauf sorgt, aber ansonsten kaum Ambitionen zeigt, das Geschehen zu beeinflussen. Dass auch das Orchester inbrünstig fleht und jammert, realisiert er nicht, ebenso wenig, wie er melodische und harmonische Entwicklungen zielgerichtet wirklich führen würde.

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Beobachten kann man das, wenn Georg Zeppenfeld in der Titelrolle das einförmige Tempo einmal verbreitert, um seinen Bass gebührend zur Geltung zu bringen. Auch Wiebke Lehmkuhl, deren Alt auf wundersame Weise Reinheit der Linie mit warmer Fülle zusammenbringt, setzt eigenständig spannungsvolle Pausen. Der Tenor Maximilian Schmitt wird dagegen in eine etwas unruhige Diktion getrieben, während Maria Bentsens cremefarbiger Sopran engelsgleich unberührt in himmlische Höhen schwebt. Duncan Ward aber könnte, wenn er den "Elias" wieder einmal dirigiert, neben seinen feinsinnigen Umgangsformen auch ein wenig heiligen Zorn - und prophetischen Eifer zeigen.

Das Konzert kann man auf  br-klassik.de anhören.

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