"Ein#Klang" in der Isarphilharmonie: Eine musikalische Hausbesichtigung

Die Philharmoniker machen mit dem "Ein#Klang" die Isarphilharmonie zum sozialen Erlebnis.
Robert Braunmüller
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Bei Terry Rileys "In C" verteilten sich die Musiker und das Publikum in der Isarphilharmonie.
Bei Terry Rileys "In C" verteilten sich die Musiker und das Publikum in der Isarphilharmonie. © Tobias Hase/mphil

Hinterher gab es Debatten, wie gut man das Streichquintett der Münchner Philharmoniker in der neuen Isarphilharmonie gehört habe. Vom Chorbalkon, so hieß es, so gut, als sei man mittendrin gesessen. Von der letzten Reihe immerhin besser als aus der gleichen Distanz im Gasteig und von der Mitte des Parketts ganz hervorragend.

Natürlich ist die Akustik bei einem neuen Konzertsaal wichtig. Aber noch wichtiger ist, wie auf diesem Instrument gespielt wird. Ursprünglich sollte Christoph Marthaler mit einem Projekt das Haus am Eröffnungswochenende bespielen, doch daraus wurde wegen einer Erkrankung nichts. Was sich Steven Walter & Iñigo Giner Miranda stattdessen unter dem Motto "Ein#Klang" einfallen ließen, war mehr als ein Ersatz: die perfekte Mischung aus einer Führung durch das Haus und einer Generalprobe der vielfältigen Möglichkeiten, was jenseits normaler Konzerte in diesem Gebäude möglich ist.

Über die Treppen hinauf und wieder hinunter

In der Halle E gab es zuerst ein Getränk aufs Haus. Ein Klavier begann mit der Melodie "Jesus Blood Never Failed Me Yet", die Gavin Bryars 1971 einem Londoner Obdachlosen ablauschte und die in seinem gleichnamigen Stück ungefähr 150-mal in verschiedener Besetzung wiederholt wird. Bläser auf den Galerien setzen ein, dann öffneten sich die Türen zur Isarphilharmonie. Es ging über die Treppen hinauf und wieder hinunter, immer wieder an Gruppen von Musikern vorbei und dann – über die Chor-Galerie bei freier Platzwahl hinein in den Saal, wo dann auch die Stimme des Obdachlosen zu hören war und sich die Musiker auf dem Podium versammelten.

"In C": Die Musiker verteilen sich im ganzen Saal, das Publikum bewegt sich

Gavin Bryars Stück ging über in das Adagio aus Franz Schuberts Streichquintett, an das sich Terry Rileys "In C" anschloss, ein Schlüsselwerk der Minimal Music, das in beliebiger Besetzung und mit beliebiger Dauer aufgeführt werden kann. 35 Musiker der Philharmoniker und Studierende der Hochschule für Musik und Theater verteilten sich auf dem Podium, im Parkett und den beiden Rängen. Im zweiten Stock erschien später noch eine Abordnung des Philharmonischen Chors. Das Publikum wurde aufgefordert, im Raum herumzugehen und auf diese Weise den Klang zu erkunden und wahrzunehmen.

Verweilen in der Halle E

Die Erlaubnis, sich im Rahmen der 3G-plus-Regel ein wenig zu drängeln, wurde gerne angenommen. Und was noch wichtiger ist: Die auch nach den Konzerten geöffnete Halle E ist eine Einladung, nicht gleich hastig davonzueilen, sondern noch etwas zu bleiben und miteinander zu reden. Konzerte sind ein soziales Erlebnis, und zwar auf beiden Seiten: Die Münchner Philharmoniker arbeiteten an diesem Abend mit Studierenden auf Augenhöhe zusammen, und nachher gab es einen Austausch im Gespräch zwischen den Ausführenden und den Zuhörern.

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Natürlich hätte man das auch schon im Gasteig machen können, aber die Halle E schafft einen Rahmen, bei dem sich das Erlebnis von Gemeinschaft ganz zwanglos und ohne jede Pädagogik einstellt. Auch in diesem Punkt ist die Isarphilharmonie als Heimat mehrerer Institutionen ein Sprung nach vorn. Und wenn im Lauf der nächsten Monate auch noch die Modulbauten an der Hans-Preißinger-Straße fertig werden und sich beleben, wird dann gewiss noch höher gesprungen.

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