Eine Bühne mit Aussicht

Der Auftritt in der Feldherrnhalle bei „Klassik am Odeonsplatz“ aus der Sicht zweier Musiker im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Robert Braunmüller |
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"Ich war anfangs skeptisch“, gesteht Markus Steckeler. Der Schlagzeuger im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks hat sich mittlerweile aber mit den Konzerten auf dem Odeonsplatz angefreundet: „Es ist ein tolles Gefühl, von der Feldherrnhalle auf 8000 Menschen und die Ludwigstraße zu schauen.“

Der gebürtige Konstanzer ist wie alle Musiker ein Qualitätsfanatiker. Steckeler möchte, dass es auf dem Platz wie im Konzertsaal klingt. „Und das ist über die Jahre immer besser geworden. Und über die Videowände erlebt der Zuschauer Details, die er im Gasteig oder im Herkulessaal nicht sieht. Für uns immer nicht ganz leicht, weil man nie weiß, wer im Bild ist.“

Am Samstag spielt auch Steckelers Kollegin Uta Zenke mit, eine Cellistin, die seit 1999 dem Orchester angehört. Auch sie lobt die Verstärkung: „Die Akustik entsteht auf dem Platz erst durch die Kunst der Tonmeister.“ Denn die Musiker hören in der Feldherrnhalle kaum den Zusammenklang. „Wir spielen zwar, als wäre es der sensibelste Konzertsaal“, so Steckeler, „aber wir spielen aus der Erinnerung, rufen das ab, was wir im Herkulessaal geprobt haben.“

Unter freiem Himmel zu spielen ist auch deshalb nicht einfach, weil sich die Instrumente leicht verstimmen – und zu allem Überfluss auch noch in gegensätzliche Richtungen: „Wenn es kalt wird, wird die Stimmung der Streichinstrumente höher, die der Holzbläser dagegen tiefer“, sagt Steckeler. „Und eine Harfe reagiert auf die Veränderung der Luftfeuchtigkeit besonders empfindlich.“

Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielt am Samstag unter dem jungen Kanadier Yannick Nézet-Séguin ein Programm mit Ouvertüren und Arien aus Opern von Wagner, Verdi und Jules Massenet. Die Solisten sind Thomas Hampson und Rolando Villazón. „Bei einem solchen Programm gibt es viele Stimmungswechsel“, beschreibt Zenke die besondere Herausforderung. Die Kölnerin spielt mit ihren Kollegen Cello-Kantilenen in Wolframs „Lied an den Abendstern“ aus Wagner „Tannhäuser“ und der Ouvertüre zu Verdis „Sizilianischer Vesper“. An deren Beginn spielt Steckeler die Kleine Trommel, in anderen Stücken die Triangel. Im Zigeunerchor aus Verdis „Il trovatore“ sind sogar Ambosse gefordert: „Die sind zu schwer, und mein Kollege nimmt dafür Eisenrohre, die ähnlich klingen“, erklärt der Musiker, der vor seinem klassischen Studium in Bern eine Jazz-Schule besuchte.

Steckeler, der seit 1981 im Orchester spielt und schon unter dem Ex-Chef Lorin Maazel am Königsplatz auftrat, hat auch eine Vision: „In Nürnberg gibt es jedes Jahr ein klassisches Open-Air im Luitpoldhain. Da kommen die Leute schon morgens, picknicken, hören den Proben zu und bleiben bis zum Abend. Etwas Ähnliches, mit einer anständigen Anlage und kostenlos im Englischen Garten – das wär’s!“

Das Konzert des BR-Symphonieorchesters am Samstag ist ausverkauft, das Bayerische Fernsehen überträgt aber zeitversetzt ab 22 Uhr

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