Eindringlich: Verdis "Messa da Requiem" unter Lorin Maazel

Der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker mit Verdis Totenmesse im Gasteig
von  Volker Boser

Allein die körperliche Leistung ist bewunderungswürdig. Im März wird er 84, doch das scheint ihm nichts auszumachen. Eineinhalb Stunden steht Lorin Maazel auf dem Podium, vor sich auf dem Pult ein Glas Wasser. Er dirigiert auswendig und gibt doch jeden erforderlichen Einsatz. Künstler wie Publikum können sich wie in Abrahams Schoß fühlen.

Etwas verspätet – das Jubiläumsjahr ist schließlich vorbei – haben die Münchner Philharmoniker Verdis „Requiem“ für ihr Abo-Programm entdeckt. Der Beginn ein wenig manieriert: In der Partitur ist für die Celli lediglich ein zweifaches Piano notiert. Maazel hatte ihnen derartige Stille verordnet, dass die Eingangstakte kaum zu vernehmen waren. Vielleicht wollte er den potenziellen Erkältungs-Demonstranten unter dem Gasteig-Publikum schon einmal vorab die gelbe Karte zeigen.

Wie er dann stets den richtigen Tonfall für die Dramatik und die Gebärden der Musik fand, ohne in aufgesetzte Theatralik oder opernhafte Vergröberungen zu flüchten, war von eindringlicher Überzeugungskraft. Das Orchester, der von Andreas Herrmann prächtig vorbereitete Philharmonische Chor und klug ausgewählten Solisten (Anja Harteros, Daniela Barcellona, Wookyoung Kim, Georg Zeppenfeld) halfen ihm dabei. Danach gab es Ovationen, Blumen, das Übliche eben für einen außerordentlichen Abend.

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