"Ein unersetzlicher Verlust" - Dirigent Nikolaus Harnoncourt ist tot

Mehr als 60 Jahre prägte er mit seiner Suche nach dem Originalklang die Sicht auf klassische Musik. Nikolaus Harnoncourt hinterlässt eine große Lücke.
von  dpa/az
Er war nie zufrieden, trieb Orchester und Musiker zu Höchstleistungen: Nicolaus Harnoncourt.
Er war nie zufrieden, trieb Orchester und Musiker zu Höchstleistungen: Nicolaus Harnoncourt. © dpa

Der österreichische Stardirigent und Pionier des Originalklangs Nikolaus Harnoncourt ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Das bestätigte sein Sohn Philipp Harnoncourt der Deutschen Presse-Agentur dpa am Sonntag. Er sei am Samstag friedlich im Kreis seiner Familie entschlafen. "Trauer und Dankbarkeit sind groß. Es war eine wunderbare Zusammenarbeit", schrieb seine Frau Alice im Namen der Verwandten.

Österreichische Politiker würdigten den in Berlin geborenen Musiker als Künstler, der sich jahrzehntelang der Entdeckung des sogenannten Originalklangs gewidmet hatte, dem Klang der Musik zu ihrer Entstehungszeit.

 

Ein Leben lang auf der Suche nach dem originalen Klang

 

Der Cellist und Dirigent hatte sich zu Beginn seiner Karriere mit seinem Ensemble Concentus Musikus auf Barockmusik konzentriert. Im Lauf der Jahrzehnte wandte er seine akribische historische Aufführungspraxis auf ein breites Repertoire an, das auch Strauß-Walzer, Jacques Offenbach und die Symphonien Anton Bruckners umfasste.

Unermüdlich arbeitet Harnoncourt bis ins hohe Alter. Erst im Dezember, zu seinem 86. Geburtstag, gab er das Ende seiner aktiven Arbeit am Pult bekannt. Mit Alice Hoffelner war er seit 1953 verheiratet und hatte vier Kinder mit ihr. Sie kümmerte sich als Konzertmeisterin seines Ensembles auch um alles Organisatorische.

«Er war ein Künstler, der Altes auf geniale Weise in die Gegenwart transportierte. Mit bahnbrechenden Interpretationen eröffnete er für das Publikum die Möglichkeit des Originalen, ohne dabei antiquiert zu wirken», schrieb Kulturminister Josef Ostermayer in einer Stellungnahme.

«Der Tod von Nikolaus Harnoncourt bedeutet einen unersetzlichen Verlust für das österreichische und internationale Musikleben», richtete Bundespräsident Heinz Fischer von einem Staatsbesuch in Kolumbien aus. Harnoncourt sei nie dem Zeitgeist gefolgt, sondern habe selbst Trends gesetzt, sagte Wilfried Haslauer, der Ministerpräsident von Salzburg, wo Harnoncourt mit Mozart-Interpretationen die Salzburger Festpiele mitgeprägt hatte.

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