Ein Ständchen am Mischpult

Die britischen Folk-Rocker überzeugen in der ausverkauften Olympiahalle
von  Anja Perkuhn
Mumford & Sons
Mumford & Sons © dpa

Natürlich haben sie doch ein Banjo dabei, keine Sorge. Und auch ein leicht angeschrammtes Westernfilm-Saloon-Klavier steht auf der Bühne beim ausverkauften Auftritt der britischen Folk-Rocker Mumford & Sons in der Olympiahalle.
Denn auch wenn sie bei ihrem dritten Album „Wilder Mind“ jetzt ihren Stil verändert haben, weg von der gefeierten Retro-Schrammel-Straßenmusik und hin zu klassischeren rockigen Popmelodien: Natürlich wissen sie, dass sie ihren großen Erfolg ab 2009 ihren ersten beiden Alben zu verdanken haben, auf denen sie nostalgische Country-Klänge pflegen und man die Tweed-Jackets in jedem Akkord hört.
Also gibt’s für die Münchner Fans in der Olympiahalle vor allem: nostalgische Country-Klänge – allerdings von Musikern in zeitlosen, überwiegend schwarzen Klamotten – und eine einstellige Zahl neuer Songs, geschickt eingeflochten in den guten, alten bekannten Klangteppich.
„Scheißt auf die Leute hinter euch!“, ruft Sänger Marcus Mumford schon am Anfang den Konzertaussitzern auf den Rängen zu – und am Ende der etwa zwei Stunden sitzt dann auch wirklich niemand mehr.


15 000 Menschen singen für Ted „Happy Birthday“


Denn getragen wird das Konzert von der auch beim Indie-Rock wunderbar großen Stimme von Mumford, der auf der Bühne immer wieder hin und her wechselt zwischen zwei Gitarren und dem Schlagzeug und trotzdem noch Zeit hat, seinen Kontrabassisten Ted Dwane der ultimativen Peinlichkeit preiszugeben: „Ted hat heute übrigens Geburtstag!“ Und 15 000 Menschen – minus die gerade knutschenden – singen für Ted „Happy Birthday“.
Etwas Besonderes (neben den klassischen „Ick liebe Doitschland“- und „Dieses Lied ist for die Fräuleins!“-Erklärungen) hat sich die Band dann auch noch ausgedacht: Als es schon aussieht, als würden sie sich verkrümeln, sprinten sie stattdessen am Hallenrand entlang, erklimmen die kleine Mischerbühne im hinteren Teil des Stehbereichs und bilden einen kleinen Kreis, um drei ihrer neuen Lieder zu spielen.
Sie kichern, als sie charmant ein bisschen schlampen und sich verspielen. Und bei den letzten Balladen leuchten im Publikum nicht nur Handy-Taschenlampen, sondern auch echte Schwenk-Feuerzeuge. Ein bisschen Nostalgie bleibt eben doch immer.   

 

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