Ein Schuldschein wird Popgeschichte

George Harrison wäre heute 70 Jahre alt geworden – dies ist die Geschichte seiner ersten guten elektrischen Gitarre
Christian Jooß |
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George Harrison wäre am Montag 70 Jahre alt geworden – dies ist die Geschichte seiner ersten guten elektrischen Gitarre

In den Liner-Notes für sein Album „Cloude Nine“ hat George Harrison 1987 die Geschichte selber nochmal erzählt. Von seiner ersten Gitarre, die er 1961 für 75 Pfund einem Seemann abgekauft haben will. Auf dem Cover ist sie noch einmal zu sehen, diese schwarze Gretsch Duo Jet. Eine Schönheit.

Liverpool ist heute noch ein Ort, an dem jeder Bewohner eines gewissen Alters die Beatles mindestens einmal getroffen hat. Und wenn man ein wenig sucht, dann trifft man beispielsweise Bill Harrison. Einen ehemaligen Seemann. Einen Cunard Yank.

Die Cunard Yanks fuhren auf den Schiffen der Cunard Line die Route Liverpool – New York. Sie belieferten als privates Nebengeschäft das Nachkriegsliverpool beispielsweise mit den Rock’n’Roll-Platten, die dann englische Bands nachzuspielen versuchten und dabei, ganz nebenbei, den Beat erfanden.

Die Geschichte der Gretsch beginnt 1957. Da spazierten Bill und sein Kumpel Ivan Hayward in Manny’s Guitar Shop, 120 West, 48th Street. Und Ivan schafft es tatsächlich, den Preis für die Gitarre von 310 auf 210 herunterzuhandeln. Vier Jahre später braucht Ivan, der mittlerweile sein Auskommen als Taxifahrer verdient, Geld, will die Gitarre versetzen. Eigentlich sind die Delacardoes interessiert, die Ivan im Taxi chauffiert hat.

Und dann kommt der Moment, an den sich Bill noch deutlich erinnert: „Eines Abends, ich war gerade bei Ivan, da klopfte dieser Typ in einer Synthetik-Lederjacke an die Tür. Ein großer, dürrer Kerl. Ivan zeigte ihm ein paar Riffs. Der Typ konnte nicht Gitarre spielen.“ Allerdings ist der Typ schwer an der Gitarre interessiert.

Nur leider ist seine finanzielle Lage auch nicht die Beste. Man einigt sich auf 90 Pfund, von denen 70 sofort bezahlt werden. Der Zollschein der Gitarre wird zum Schuldschein. Und auf dessen Rückseite schreibt der Junge in der Synthetiklederjacke: „£20 owed to Mr. Hayward, G. Harrison“.

Was folgte, war ein rasender Aufstieg des Jungen, der am Montag vor 70 Jahren geboren wurde. Er wächst auf im unspektakulären Reihenhaus, 25 Upton Green, im Liverpooler Stadtteil Speke. 1958 spielt er vor bei einer Gruppe älterer Halbstarker, die sich The Quarrymen nennt und in der John Lennon den Skiffle-Rocker gibt.

Kurz nach dem Kauf der Gretsch nimmt Harrison die Gitarre schon mit nach Hamburg, auf die Reeperbahn. Bei den ersten Studiosessions in den Abbey Road Studios ist sie dabei. Spätestens hier beginnt die offizielle Geschichte, die jeder kennt.

Die Erinnerung an die Vorgänge trügt George Harrison allerdings nicht nur, was den Kaufpreis betrifft. Bei all dem Wirbel kann man so eine Unterschrift von damals glatt vergessen. Seine Schulden hat Harrison nie bezahlt.

 

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