Effekt-Puzzle
Man kennt das: Zum Saisonstart ist zumeist noch erheblich Luft nach oben. Im Gasteig zeigte das Orchester der Stadt vor allem in der ersten Symphonie von Mahler, dass es sich erst wieder zu gewohnter Qualität zusammenfinden muss.
Den Dirigenten Semyon Bychkov interessierten vor allem die Nahtstellen zwischen den einzelnen Themengruppen. Da versuchte er zumeist, die Tempi zu reduzieren, die Lautstärke zu drosseln, um Aufmerksamkeit zu erzwingen. Das führte immer wieder dazu, dass vor lauter Einzelheiten der Blick aufs Ganze empfindlich getrübt wurde.
Die Folge war ein Puzzle aus mehr oder weniger effektvollen Momenten, bei dem die Münchner Philharmoniker allzu oft Ausdruck mit Kraft verwechselten. Unsicherheiten in einzelnen Instrumentengruppen irritierten. Das Publikum reagierte dennoch überraschend wohlwollend. Es bedankte sich mit Ovationen.
Zuvor hatte Gautier Capuçon eine Rarität präsentiert: Die „Symphonie concertante” von George Enescu, um 1900 komponiert, ist in ihrer spätromantisch – melancholischen Grundstimmung weit entfernt von vordergründiger Effekthascherei. Dem französischen Cellisten gelang es auf bemerkenswerte Weise, für dieses spröde Stück zu werben. Er musizierte eindringlich, mit kräftigem Ton und jener zurückhaltenden Virtuosität, die das Werk und nicht den Interpreten in den Vordergrund stellt.
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