Edita Gruberova, die Jahrhundertstimme

Die slowakische Sopranistin Edita Gruberova in der Münchner Philharmonie mit Ausschnitte aus Opern von Gaetano Donizetti
Michael Bastian Weiß |
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Die slowakische Sopranistin Edita Gruberova in der Münchner Philharmonie mit Ausschnitte aus Opern von Gaetano Donizetti

Rein aus dem Nichts setzt der Sopran in höchster Lage ein, in einem kaum vernehmbaren Pianissimo. Die Sängerin ergreift diesen Ton, spinnt ihn zu einem duftigen, doch unzerreißbaren Gesangsfaden aus, lässt diesen in vollendeter Kontrolle anschwellen, nimmt ihn dann jedoch noch weiter zurück, was eigentlich gar nicht mehr möglich erscheint.

Wenige Augenblicke später jedoch schwingt sich die Stimme mit mitreißender Energie zu einem Spitzenton auf, auf welchem die Sängerin in ihrer ganzen Körperlichkeit schier zu vergehen zu scheint.

Wer ein Konzert Edita Gruberovas besucht, muss sich auf das Wunderbare einstellen. Wir können mit Tonaufnahmen weit über hundert Jahre in die Gesangsgeschichte zurückblicken, doch nie ist auch nur annähernd ein solches Phänomen dokumentiert worden wie diese slowakische Sängerin.

Ihr Sopran schimmert perlmuttartig sanft, sie reiht die einzelnen Koloraturen aneinander wie Perlen, die dennoch dynamisch miteinander verbunden sind. Manchmal lässt sie raue, harsche, keuchende Töne hören, doch diese sind nie aus der Not geboren, sondern werden stets sogleich mit neuen Belcanto-Wundern versöhnt.

Stehende Ovationen

Eigentlich müsste die Gruberova auf der großen Opernbühne stehen, in einer Inszenierung, die ihr maximalen Freiraum zur Entfaltung zugesteht. In diesem Gala-Konzert in der Philharmonie wird dagegen eher an vergangene Großtaten erinnert, weil eben, unterstützt durch interessante junge Sänger, nur drei Finali aus Opern von Donizetti: „Maria Stuarda“, „Anna Bolena“ und „Roberto Devereux“, geboten werden.

Dafür können die Münchner Symphoniker die dazugehörigen Ouvertüren beitragen und erfreuen unter dem eher behutsamen als schmissigen Peter Valentovic mit ihrem strahlenden Gesamtklang.

Niemand hat die stehenden Ovationen in diesem Jahr so sehr verdient wie Edita Gruberova. Ihre Persönlichkeit ist eine Utopie: Eine Sängerin wurde mit wahrlich einmaligen Talenten ausgestattet, hat diese voll entwickelt – und dieses Organ bleibt auf wundersame Weise von jedem Alterungsprozess verschont. Diese Zauberstimme hat sich zeitlos erhalten.

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