Kritik

Doppelwumms voller Energie: Der zweite Auftritt von Metallica im Olympiastadion München

Auch am Sonntag begeisterten die Metal-Helden aus den USA das Publikum
von  Christoph Streicher
Metallica-Sänger und -Gitarrist James Hetfield im Münchner Olympiastadion.
Metallica-Sänger und -Gitarrist James Hetfield im Münchner Olympiastadion. © Jens Niering

Dieser Doppelwumms hatte richtig Energie. Auch beim zweiten Konzert der Heavy-Metal-Helden Metallica platzte das Olympiastadion aus allen Nähten. Die 360-Grad-Bühne versank dieses Mal zum Glück nicht im wilden Regenschauer. Stattdessen prasselten Gitarrenriffs von Weltklasse auf das Zeltdach. Die kalifornischen Stars bespielten den lautesten Laufsteg der Welt mit einer komplett neuen und Raritäten gespickten Setlist. Ein Rückblick auf die zweite Runde.

Die gute Nachricht vorweg: Nach dem Gewitter am Freitag waren weder die Instrumente noch die Jungs eingerostet. Und auch die Kutten und Band-Shirts der Metal-Fans hatten Zeit, zu trocknen. Da die Band vorab versprach, kein Lied doppelt zu spielen, begannen die taktischen Analysen und Grübeleien, welche Songs auftauchen würden. Mit "Creeping Death", dem selten gespielten "Hit the Lights" und "Harvester of Sorrow" begann die wilde Reise. Hätten die Jungs den Wetterbericht vorher gekannt, hätten sie wohl "Ride the Lightning" am Freitag passend zum Gewitter auf die Setlist gesetzt. Dieses Mal zuckten die Blitze nur als Videoeffekt auf den acht großen LED-Leinwänden.

James Hetfield, Sänger und Gitarrist, von der US-Metal-Band Metallica.
James Hetfield, Sänger und Gitarrist, von der US-Metal-Band Metallica. © picture alliance/dpa

Oktoberfest-Knaller im Olympiastadion

An diesem Frühlingsabend zeigte sich die Band besonders spielfreudig. "Heute Nacht wollen wir für euch jammen", rief Robert Trujillo, um die Ansage gleich danach auf Metallica-Art in die Tat umzusetzen. Zusammen mit Kirk Hammett spielte er den alten Oktoberfest-Knaller "Rosamunde". Heino, DJ Ötzi und alle anderen Interpreten des Volkslieds wirkten dabei wohl nie so sympathisch wie der Bassist, der sich am Notenblatt als Spickzettel entlanghangelte.

Fans verfolgen das Konzert der US-Metal-Band Metallica im Olympiastadion.
Fans verfolgen das Konzert der US-Metal-Band Metallica im Olympiastadion. © picture alliance/dpa

Leadsänger Hetfield saß währenddessen grinsend und rauchend am Bühnenrand. Er dirigierte die umstehenden Fans und fragte "Kennt ihr den Song?". Doch dann war wieder ernsthafter Heavy Metal angesagt und es begann der Teil, auf den wohl kein Fan beim großen Titel-Raten gekommen wäre. "Inamorata" fand als epische Zehn-Minuten-Version zum ersten Mal den Weg in eine Live-Show. Sie wurde als Dreier-Kombination mit "Welcome Home (Sanitarium)" und dem ebenfalls langen Instrumental-Hit "The Call of Ktulu" voll ausgekostet. Als kleines Extra aus dem Raritäten-Kabinett gab es die ebenfalls selten gespielte Coverversion von "Breadfan". Viele Fans konnten ihr Glück kaum fassen, bei dieser außergewöhnlichen Titelauswahl dabei gewesen zu sein.

Wer alle Hits hören wollte, musste zweimal zahlen

Damit viele von ihnen einen perfekten Blick auf das Schlagzeug von Lars Ulrich bekamen, gab es sein Arbeitsgerät in vierfacher Ausführung. Immer wieder versank es im Bühnenboden und tauchte an anderer Stelle wieder auf. Kurz vor "Fight Fire With Fire" stand es vor einem ganz jungen Fan. Dieser fragte per Pappschild, ob er nicht mal auf die Trommeln hauen dürfe. Er brachte gleich seine eigenen Drumsticks mit. "Hast du einen neuen Freund gefunden?", fragte Hetfield, für den die spontane Einlage vom Band-Kollegen wohl etwas zu überraschend kam.

Also alles eitel Sonnenschein am zweiten Abend? Fast. Denn nicht die komplette Anhängerschaft der Heavy-Metal-Götter war mit dem Spiel-System der zwei Konzerte einverstanden. Wer wirklich alle Hits vor der Bühne hören wollte, musste auch doppelt bezahlen. Die langjährigen Fans nahmen die Preise von 240 Euro für die günstigsten Stehplätze vor der Bühne schulterzuckend hin.

Kirk Hammett, Gitarrist, von der US-Metal-Band Metallica.
Kirk Hammett, Gitarrist, von der US-Metal-Band Metallica. © picture alliance/dpa

Bei anderen regte sich Ärger. War die ganze Masche vielleicht einfach nur zum Gelddrucken ausgelegt? Muss sich eine Band, die über 40 Jahre erfolgreich im Geschäft ist, mit solchen Tricks noch weiter bereichern? Egal, das System funktionierte. Die Veranstalter sprachen auf AZ-Nachfrage von 150.000 Zuschauern an zwei Tagen.

Filigrane Fingerfertigkeit

Zumindest stimmte das Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Herren sind bereits alle um die 60 Jahre alt. Was sie bei jedem Wetter physisch an Körpereinsatz und filigran an Fingerfertigkeit an den Instrumenten zeigten, war wahrscheinlich jeden Cent wert. Zudem gab es noch "Enter Sandman" und "One" weniger als Rarität, sondern eher als Klassiker für die Masse. Wohl dem, der so viele Welthits im musikalischen Kader hat, dass auch locker noch eine dritte oder vierte Halbzeit drin gewesen wäre. Die nächste Show der Jungs steigt am 1. Juni beim "Racino Rocks" in Ebreichsdorf bei Wien.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.