Disco im Raumschiff Orion - die B-52s waren in der Muffathalle
Als "World’s Greatest Party Band“ stellen sich die B-52s heute auf ihrer Homepage vor. Das farbmutige Design wirkt, als würde sich hier eine Unterhaltungscombo für alle Gelegenheiten zur Buchung anbieten. Als Vorband spielen Klimmstein österreichischen Power-Fun-Pop – für den man ein duldsames Gemüt braucht. Aber das Publikum in der Muffathalle ist nicht nur ein freundliches, es ist auch bereit für Spaß.
Wo heute im Nachhall der großkotzigen New-Economy-Streberei noch jeder Langweiler „Partymachen“ brav als Hobby auf Facebook abhakt, ist die Party in jenen Zeiten, aus denen die B-52s kommen, einfach so passiert.
Die blonde Cindy Wilson, die mit schneidend starker Stimme und der Solonummer „Girl From Ipanema Goes To Greenland“ überrascht, hat als Spielzeug Bongos, auf denen sie fröhlich herumklopft. Die rothaarige Kate Pierson, tatsächlich schon 65, tanzt mit der Hibbeligkeit eines Mädchens, das Hummeln im Hintern hat. Und Spacecommander Fred Schneider zupft sich mit grinsender Selbstverständlichkeit sein Disco-Glitzer-T-Shirt über dem Bäuchlein zurecht.
„Planet Claire“ – eröffnet wird mit der programmatischen Nummer in der so einiges zusammenkommt: Raumschiff-Orion-Orgelei, Weltall-Träume von kosmischen Girls und diese toll bescheuerte Mischung aus Surf-Punk für die Wave-Disco.
„Mesopotamia“, „Private Idaho“ und „Is That You Mo-dean?“ In dieser schönen Zeit, konnte man noch an einer Bushaltestelle von einem UFO abgeholt werden. Eine knackige konventionell besetzte Band ist die Kulisse für diese sehr eigene Freakshow der Drei: ein Erzähler irrer Welten, gerahmt von Sci-Fi-Sirenen.
In etwas über einer Stunde Spielzeit passiert hier soviel, wie sonst nur ins Raum-Zeit-Kontinuum passt. Bands ohne Witz dürfen sich gerne an irdische Vorstellungen von Perfektion klammern. „Love In The Year 3000“ – wie sieht die Zukunft aus? „Mehr Bier und Brezeln mit Senf“, sagt Fred auf deutsch.
Die B-52s kommen einem wie Freunde vor, die sich noch einmal über die Witze von damals kaputtlachen können. Wer die Textzeile: „Turn on your love lava / turn on your lava light“ nicht komisch findet, der muss in seiner eigenen Partymacherhölle weiterschmoren. Als Zugabe gibt’s „Rock Lobster“.