Dirigent Cristian Macelaru und das Staatsorchester: Stabil, punktgenau, beliebt
Den Dirigierstab lässt Cristian Macelaru lieber nach oben schnellen, als dass er mit ihm ganz konventionell den Takt schlagen würde. Interessanterweise äußert sich das beim Bayerischen Staatsorchester nicht etwa in einem besonders luftigen Klangbild, wie es etwa Ex-Chef Kirill Petrenko hinzaubern konnte. Dem US-Rumänen Macelaru, Chefdirigent zweier prominenter Klangkörper in Köln und Paris, geht es vielmehr um Stabilität.
Staatsorchester glänzt bei Fantasien von Balakriew
In der orientalischen Fantasie "Islamey" von Mili Balakirew, einem der weniger bekannten Mitglieder des russischen "Mächtigen Häufleins" um Mussorgsky und Rimsky-Korsakow, hebt das Staatsorchester auch in den dahinrasenden Agitato-Passagen nicht wirklich ab, sondern bleibt fest auf dem Bühnenboden des Nationaltheaters verwurzelt. Vielleicht liegt das auch an der Orchestrierung von Sergej Ljapunow; es gibt noch ein weiteres Arrangement von Alfredo Casella, das etwas leichtfüßiger geraten ist.
Punktgenau durch Strawinsky-Symphonien dirigiert
Macelarus Ordnungssinn aber erleichtert es dem ja von sich aus schon brillanten Staatsorchester, zu strahlenden, geradezu blendenden Tutti aufzurauschen. Eine solche ultimative Punktgenauigkeit geht nur, wenn alle genau wissen, woran sie sind: eine Orientierung, die Igor Strawinsky in seiner "Symphony in three movements" durch ständige Taktwechsel nicht gerade einfacher macht.
Macelaru bringt dieses Stück nicht zum Swingen wie einst Lorin Maazel, sondern besteht darauf, dass die intrikaten Rhythmen mit nie nachlassender Hartnäckigkeit herausgestanzt werden - und das mit Lust an der Unregelmäßigkeit, wie der muskulös federnde Streicherkörper und die charaktervollen Soli der Holz- und Blechbläser hören lassen.
Cristian Macelarus: Dirigent sehr beliebt bei Musikern
In der Symphonie Nr. 3 a-moll von Sergej Rachmaninow führt Cristian Macelarus unaufgeregt souveräne Stabführung dazu, dass sich die Musiker ohne Sorge um das Zusammenspiel vollkommen frei ausleben können. Disparate Teile bringt er in ein organisches Fließen, dramatische Entwicklungen spitzt er schicksalshaft zu, schließlich versöhnt er Drama, Gesang und Tanz miteinander in einem fulminanten Kehraus.
Beim Schlussapplaus gibt es sogar begeistertes Trampeln in den Reihen der Musiker. Macelaru ist beim Staatsorchester offenbar sehr beliebt. Zumindest hörte es sich ein ganzes Konzert lang so an.