Dirigent Alexander Liebreich über das achte Münchner Aids-Konzert
Vor 30 Jahre wurde in München die Aids-Hilfe gegründet. Noch immer gibt es die Diskriminierung Betroffener. Unwissenheit über HIV breitet sich aus. 6000 bis 8000 Infizierte leben in München, und es werden immer mehr. Das Münchener Kammerorchester und sein Chefdirigent Alexander Liebreich unterstützen die Arbeit der Aids-Hilfe heute Abend wieder mit ihrem traditionellen Benefizkonzert im Prinzregententheater.
AZ: Herr Liebreich, warum engagiert sich das Kammerorchester für die Münchner Aids-Hilfe?
ALEXANDER LIEBREICH: Jeder Musiker steht in einer künstlerischen, sozialen und politischen Verantwortung. Wer ein öffentliches Amt innehat, muss Stellung beziehen. Wir haben eine Verantwortung für München, für Randgruppen, für Kinder. Daher sind solche Konzert als Geste wichtig, ganz unabhängig vom finanziellen Ertrag.
Ein Akt der Solidarität also?
Wir möchten ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Probleme gemeinsam gelöst und bewältigt werden können.
Diesmal haben Sie sogar vier Solisten gewonnen.
Die Mezzosopranistin Vesselina Kasarova wird zwei Arien aus Mozarts früher Oper „Mitridate“ singen. Der Trompeter Håkan Hardenberger, der eben mit dem Kammerorchester auf Tournee durch Südamerika war, spielt das Trompetenkonzert von André Jolivet. Der junge polnische Pianist Jan Lisiecki interpretiert das zweite Chopin-Konzert. Am Schluss kommt der 1986 in Augsburg geborene Cellist Maximilian Hornung mit dem Schumann-Konzert.
Wie gewinnen Sie die Solisten?
Ich spreche die mitwirkenden Künstler persönlich an – über die Agenturen käme man nicht weit, weil der Auftritt nicht honoriert wird und alle Mitwirkenden zu Gunsten der Aids-Hilfe auf ihre Gage verzichten. Vesselina Kasarova kenne ich schon lange, sie ist außerdem beim Festival von Tongyeong in Korea aufgetreten, das ich leite. Mit Lisiecki wird das Orchester im Sommer noch einmal zusammenarbeiten.
Wieviel Geld kommt bei einem solchen Konzert zusammen?
Bei den bisherigen Konzerten insgesamt 120 000 Euro. Wir hoffen, diesmal das Ergebnis des Vorjahres wieder übertreffen zu können. Wir laden alle Besucher außerdem zu einem Künstlerfest ein, mit dem wir zusätzliche Spenden zusammenbringen wollen – man kann sich da etwa mit den Künstlern fotografieren lassen. Auch eine Tombola wird es geben. Das hat die Munich Business School organisiert.
Das verspricht eine längere Feier.
Wir müssen aufpassen: Das Münchener Kammerorchester spielt am Tag darauf mit Vesselina Kasarova ein Konzert in Ravensburg.
Gibt es noch Karten für das Aids-Konzert?
Wir sind gut verkauft. Es gibt noch etwa 100 Karten. Ein Benefizkonzert muss ausverkauft sein.
Prinzregententheater, Freitag, 9. Mai, 20 Uhr, Karten 33 bis 82 Euro an der Abendkasse ab 19 Uhr