Die Uraufführung der "3 Stücke für Mollena" von Georg Friedrich Haas

Prinzregententheater: Das Münchener Kammerorchester und der Rias-Kammerchor mit der Uraufführung der "3 Stücke für Mollena" von Georg Friedrich Haas
von  Robert Braunmüller
Dirigent Alexander Liebreich (re.) und das Ehepaar Haas.
Dirigent Alexander Liebreich (re.) und das Ehepaar Haas. © Florian Ganslmeier

München - Schon öfter wurde die Musik von Georg Friedrich Haas mit Bruckner verglichen. Auch bei seinen „Drei Stücken für Mollena“ drängt sich dieser Gedanke auf: Sie beginnen aus dem Nichts eines quasi-elektronischen Rauschens des Akkordeons. Es gibt Ballungen, Steigerungen, Ekstasen und Entspannungen. Aus den Noten wabert eine schwer fassbare Aura des Mystischen, Sakralen. Sozusagen ein zur klanglichen Essenz eingekochter Bruckner ohne Themen, ihre Verarbeitung und die kantigen Rhythmen.

Soweit sich das ohne Messgeräte beurteilen lässt, meisterte der von Denis Comtet einstudierte Rias-Kammerchor die mikrotonal gewürzte Partitur bei der Uraufführung im Prinzregententheater so meisterhaft wie das Münchener Kammerorchester unter Alexander Liebreich. Der Komponist wirkte ehrlich begeistert, das Publikum auch. Das dritte Stück, ein „Hochzeitsmarsch“ überschreitet anfangs allerdings die Grenze zum esoterischen Säuseln. Dann setzt eine gewaltige Steigerung ein, als habe Bruckner einen Bolero komponiert, den Haas auf dem Höhepunkt in eine selige Verklärung umschlagen lässt.

 

Musikalischer Orgasmus

 

Auch das gibt’s beim älteren Österreicher, allerdings ohne jenen autobiografischen Hintergrund, den Haas in sozialen Medien und in Interviews ausgeplaudert hat. Obwohl der Komponist und seine Gattin Mollena Lee Williams-Haas andere Formen als Blümchensex bevorzugt: in Musik gesetzt klingt der Orgasmus gleich.

Und so sprechen die „Drei Stücke“ in ihrer harmlosen Schilderung von Glück unmittelbar an. Die Mikrotonalität treibt den Kitsch weitgehend aus, wenn man vom Anfang des dritten Teils einmal absieht. Und man fragt sich: Wie hitzig wären Bruckners Neunte, Zehnte und Elfte ausgefallen, wenn der Komponist zu seiner Frömmigkeit auch noch die passende Frau gefunden hätte?

Nach der Pause gab es die Musik eines anderen glücklichen Mannes: die Symphonie Nr. 2 „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Alexander Liebreich hastete ein wenig durch den ersten Satz. Manches Tutti wirkte trotz historisierender Blechbläser etwas flach und monochrom. Dennoch: Das Stück klingt in kleiner Besetzung erheblich transparenter als sonst. Und das fraglos ist ein Gewinn.

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