Die Spider Murphy Gang im Deutschen Museum
Ausgerechnet beim sonnigen „Sommer in der Stadt“ möchte man sich einen Pullover überziehen. Es wird kühl im Innenhof des Deutschen Museums. Das ist in normalen Zeiten bei Konzerten mit der Spider Murphy Gang kein Problem. Normalerweise tanzt man wild, wenn die Spiders aufspielen.
Am Sonntag aber sitzen die Fans (jedenfalls die, die nicht gleichzeitig auch Fußball-Fans sind und das Champions-League-Finale anschauen) brav auf ihren Stühlen und können beim besten Willen nicht so mitgehen, wie sie wollen.
„In Dachau hatten wir am Freitag ein Super-Publikum“, sagt Sänger Günter Sigl denn auch sanft provozierend und ergänzt: „Ich will Euch ja nicht unter Druck setzen ...“
Eine Band von Rock’n’Rollern
Dabei ist es ein sehr schönes Konzert, auch wenn man nicht richtig tanzen darf. Die Spider Murphy Gang ist eine Band von Rock’n’Rollern, und das wird auch auf ihrer verschobenen Akustik-Tour, die im April im Lustspielhaus Station machen sollte, zelebriert – mit flotten Stücken wie „Überdosis Rock’n’Roll“, „Rock’n’Roll-Schuah“ und „Johnny B. Goode“, das in einer lässig-langsamen Version gespielt wird.
„Rock Around The Clock“ hat wenige Wochen zuvor an diesem Ort erst Helge Schneider gespielt. Die Spider Murphy Gang geht bei diesem Stück aus dem Saxophon-Solo unvermittelt über in „Skandal im Sperrbezirk“, das vom Publikum natürlich schon den ganzen Abend über eingefordert wird. Das charakteristische Intro schenkt man sich durch den direkten Übergang zwischen den Titeln.
Eine ebenso überraschende wie unterhaltsame Einlage des ersten von drei Spider-Murphy-Gang-Abenden im Museumshof liefert der Direktor des Hauses: Wolfgang Heckl begrüßt vorm Konzert die Gäste – und kommt später noch einmal mit leuchtend rotem Hemd auf die Bühne, um seine blauen Lederschuhe zu präsentieren und gemeinsam mit Günter Sigl „Blue Suede Shoes“ zu singen und dazu begeistert und mit großer Rocker-Geste zu tanzen.
Deutschsprachige Ohrwürmer
Am Ende des Abends stellt man – wieder einmal – erstaunt fest, dass für das Gewimmel im Zoo der deutschsprachigen Ohrwürmer die Spider Murphy Gang zu erheblichem Anteil verantwortlich ist (die „Schickeria“ wird natürlich im Museumshof ebenso gespielt wie „Pfüati Gott Elisabeth“, „Ich schau dich an (Peep-Peep)“ und „Wer wird denn woana“).
Und man stellt verblüfft fest, dass es doch noch Menschen gibt, die Selfie-Sticks benutzen. Zwei junge Damen machen den ganzen Abend begeistert Fotos von sich, mal mit der Band im Hintergrund, mal mit dem Publikum. Immerhin: Als Sigl zum „disziplinierten Twist“ auffordert, tanzen sie mit.
Die Spider Murphy Gang spielt noch am 24. August (20 Uhr, eventuell Restkarten) und am 18. September (19.30 Uhr) im Innenhof des Deutschen Museums, Karten unter Telefon 344 975
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