Die Scorpions in der Olympiahalle
Bei ihrem letzten Konzert lassen es die Scorpions in der Olympiahalle nochmal richtig krachen. Ihre Superhits, Feuerfontänen und viel Gefühl dürfen da natürlich nicht fehlen.
Es knallt, es glitzert, Feuerfontänen schießen empor. Ekstatisch reißt sich ein Fan das T-Shirt vom Leib, entblößt seinen behaarten Rücken und brüllt: „Cause i was raised on rock!“ Jetzt ist die Anspannung endlich weg. Jetzt wird gerockt: die Scorpions hören nicht auf!
Zum letzten Konzert ihrer zweieinhalbjährigen Abschiedstour lässt Metalveteran Klaus Meine die Bombe platzen: „Wir kommen wieder nach München – immer und immer und immer wieder!“ Und dann: „The Best is yet to come“. Das sagt alles. Die Altrocker vor der Bühne nicken sich warm. Bei „Raised on Rock“ gibt es kein Halten mehr. Die Message ist angekommen und verarbeitet. Ein großer Stein fällt von so manch einem Fan-Herz.
Nun aber Gas geben. Der Höhepunkt naht: Drummer James Kottak attackiert das Publikum, drischt auf sein Schlagzeug ein. Über die Leinwand laufen Video animiert alle Cover der 17 Alben. Ein Rückblick, ein Dankeschön an die treuen Fans. Kottak prostet ihnen zu, kippt ein halbes Bier runter und springt auf die Basstrommeln.
Der nächste Rücken – ohne Haare, aber mit riesigem Tattoo: Rock’n’Roll forever steht da in dicken schwarzen Lettern. Rocker eben. War ja schließlich auch mal der Schwager von Tommy Lee. Dann der Gitarren-Konter. Sekundenlang lässt Matthias Jabs seine elektrische Klampfe grollen. Das geht unter die Haut.
Erstmal wieder runter kommen. Die Skorpione parieren mit „Big City Nights“ und altersgerechter Choreografie – wie sie auch schon bei Iron Maiden zu beobachten ist: Aufstellung in Reih und Glied und auf ein geheimes Zeichen hin gemächlich die Gitarre vor und zurück schwingen. Immerhin: stilecht sind sie, die Hannoveraner. Selbst die Akustik-Gitarren haben eine typische E-Gitarren-Form. So hält Jabst zu „Send me an Angel“ eine „Explorer“ in den Händen und Rudolf Schenker eine „Flying V“. Feinheiten, die auffallen.
Endspurt. Der Bewegungs reduzierte Minimalismus wird durch „Wind of Change“ legitimiert. Ein Paradestück. Ein Klassiker. Die „Hymne der Wende“ zieht auch heute noch – 23 Jahre nach dem Mauerfall. Und das macht nachdenklich.
Da stehen sie am Bühnensteg. Fünf Altrocker die Musikgeschichte schreiben. Die Scorpions. Deutschlands wohl bekanntester Rockexport. Gut, Rammstein gibt’s auch noch. Aber wer mehr als 100 Millionen Platten verkauft hat, sollte in der eigenen Heimat weniger belächelt werden. Wenigstens das Münchner Publikum weiß die wertkonservativen Rocker-Rentner zu schätzen. Und so steht fast die ganze Halle auf und applaudiert, als „Rock You like a Hurricane“ verklingt. Servus Scorpions – bis zum nächsten Mal.