Interview

Pablo Heras-Casado über Beethovens Neunte

Der Dirigent über die Aufführung der Symphonie mit den Münchner Philharmonikern zum Jahreswechsel
Robert Braunmüller
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Pablo Heras-Casado und die Münchner Philharmoniker.
Hans Engels 3 Pablo Heras-Casado und die Münchner Philharmoniker.
Pablo Heras-Casado und die Münchner Philharmoniker.
Hans Engels 3 Pablo Heras-Casado und die Münchner Philharmoniker.
Pablo Heras-Casado und die Münchner Philharmoniker.
Hans Engels 3 Pablo Heras-Casado und die Münchner Philharmoniker.

Die "Ode an die Freude" gehört zum Jahreswechsel. In München wird die Tradition der Aufführung von Beethovens Neunter von den Münchner Philharmonikern und ihrem Chor gepflegt. Heuer leitet Pablo Heras-Casado die Aufführung. Er dirigierte in diesem Jahr auch Wagners "Parsifal" in Bayreuth.

AZ: Herr Heras-Casado, Sie haben vor einigen Jahren die Neunte mit dem Freiburger Barockorchester aufgenommen. Lassen sich diese Erfahrungen auf die Philharmoniker übertragen?

PABLO HERAS-CASADO: Ich kenne die Philharmoniker gut. Sie sind ein Orchester mit einem breiten Repertoire und einer großen stilistischen Vielfalt. Zuletzt habe ich mit ihnen Robert Schumanns Symphonien aufgenommen. Ich fühle mich bei Beethovens Neunter nicht unbedingt auf einen bestimmten Stil festgelegt: Ich habe dieses Werk auch schon mit den Wiener Symphonikern und der Staatskapelle Berlin und in Tokio aufgeführt.

Trotzdem ist ein Originalklangorchester eine ganz andere Sache wie ein Symphonieorchester.

Die Frage der Instrumente spielt für mich eine nachrangige Rolle. Wichtiger ist das dramaturgische und musikalische Konzept. Außerdem ist Dirigieren eine wechselseitige Beziehung: Das Orchester bringt eigene Ideen ein und inspiriert mich. Und daher bin ich sehr gespannt auf die Proben mit den Philharmonikern.

Was sieht Ihr dramaturgisches Konzept für Beethovens Neunte aus?

Das ist schwer zu erklären und entsteht im Prozess des Machens. Wir wissen alle, dass die Neunte eine der berühmtesten Symphonien ist und dass im Finale auch Philosophisches mit hineinspielt und das Werk die Grenzen zum Allgemeinmenschlichen überschreitet. So viel kann man aber schon sagen: Die Neunte strebt von Beginn an auf das Finale zu und bereitet es vor. Diese Einheit gilt es herauszuarbeiten. Außerdem ist es wichtig, Traditionen und Konventionen hinter sich zu lassen und Beethovens Anweisungen genau zu beachten. Damit wird man nie fertig.

Der erste Satz ist dramatisch, der dritte eine Art Meditation vor dem Finale. Mir ist das Scherzo ein Rätsel.

Für mich ist der zweite Satz kein Problem: Das Scherzo beschäftigt sich geradezu obsessiv mit einer knappen rhythmischen Figur. Daraus entsteht ein großer Tanz mit fast unendlicher Energie, die eine Art von Trancezustand evoziert.

Pablo Heras-Casado und die Münchner Philharmoniker.
Pablo Heras-Casado und die Münchner Philharmoniker. © Hans Engels

Man hat Ihre Aufnahme für ihre Pathosfreiheit gelobt. Ist das bei der Neunten wirklich ein Vorzug?

Es ist die Frage, was man darunter versteht. Der Hörer soll die Musik nicht fürchten. Das Finale hat nichts Dunkles, Schweres oder Drohendes. Die Musik feiert die Freiheit und drückt aus, dass jeder Einzelne als Individuum zur Menschheit gehört. Das ist ein strahlender, heller und positiver Gedanke, in bewusstem Gegensatz zu den ersten Sätzen, die deshalb am Beginn des Finales zitiert werden.

Haben Sie schon in der Isarphilharmonie dirigiert?

Nein, aber ich habe Konzerte gehört. Ich finde den Saal sehr gelungen - ebenso auch die Halle E als Foyer.

Verdirbt Ihnen das Dirigieren zum Jahreswechsel die eigene Silvesterfeier?

Das zweite Konzert an Silvester ist eine Matinee. Wenn der Flug pünktlich ist, komme ich am späten Nachmittag in Madrid an und kann den Abend mit meiner Familie verbringen.

Nicht alle Dirigenten von Bayreuther Premieren kehren im nächsten Jahr zurück. Sie dirigieren "Parsifal" weiterhin.

Pablo Heras-Casado und die Münchner Philharmoniker.
Pablo Heras-Casado und die Münchner Philharmoniker. © Hans Engels

Bayreuth ist ein wunderbarer Ort, um Musik zu machen. Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Der Chor und das Orchester arbeiten mit einem unglaublichen Engagement. Natürlich ist die Koordination mit der Bühne anders wie in anderen Opernhäusern, aber das kann man in den Griff bekommen, wenn man aufeinander hört - wie bei guter Kammermusik.

Isarphilharmonie, Samstag, 19 Uhr, Sonntag, 11 Uhr, wenige Restkarten. Nach dem Konzert am Samstag findet in der Halle E ein "MPhil Late" mit Anna Veit statt. Bei harmonia mundi erschien zuletzt eine CD von Heras-Casado mit Musik von de Falla und Strawinsky. Bei diesem Label kamen auch die Schumann-Symphonien mit den Philharmonikern heraus

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