Die Boyband Take That auf dem Tollwood

Die 90er-Jahre sind zurück: Mit lautem Kreischen begrüßten die Fans der Britpop-Band Take That ihre Helden, die sich mit allen Hits aus 30 Jahren Bandgeschichte revanchierten.
von  Christoph Streicher
Take That live auf der Bühne am 02.07.2024 in München, Olympiapark. Tollwood-Festival.
Das Bild zeigt von rechts. Sänger Mark Owen,  Sänger  Gary Barlow und Sänger Howard Donald.
Take That live auf der Bühne am 02.07.2024 in München, Olympiapark. Tollwood-Festival. Das Bild zeigt von rechts. Sänger Mark Owen, Sänger Gary Barlow und Sänger Howard Donald. © Jens Niering

München - Gegen den Lärm dieser Fans war der Torjubel drüben in der Fußball-Fanzone im Olympiapark nur ein laues Lüftchen. Auf dem Tollwood herrschte Kreisch-Alarm, fast bis zum Hörsturz. Die Britpop-Band Take That brachte für 90 Minuten die 90er-Jahre mit Hits wie "Relight My Fire" oder "Back for Good" zurück.

Am Eingang der Musik-Arena konnte man für einen Euro Schaumstoff-Ohrstöpsel erwerben. Vielleicht wussten die Veranstalter schon, was Gary Barlow, Howard Donald und Mark Owen bei den Fans auslösen würden.

Ein Medley ohne Verschnaufpause

Viele der 20 Songs wurden als Art Medley ohne Verschnaufpause gespielt. Bei "Hold Up a Light" gab es Händeschütteln für die erste Reihe. Bei "A Million Love Songs" ein cooles Saxofon-Solo von Musiker Mike Stevens und ansonsten eine ganze Menge an altbekannter Boyband-Qualität.

Das zeigte sich spätestens bei "Pray", als die drei durchgeschwitzten Herren (inzwischen alle über 50) die Schritte aus den alten Videos nachtanzten. Wohl dem, der an dieser Stelle schon den Gehörschutz im Ohr hatte.

Robbie Williams vermisst hier keiner

Die Engländer spielten Hits aus über 30 Jahren Bandgeschichte. Von 90er-Klassikern ("I Found Heaven") über die Ära nach Robbie Williams ("Patience") bis zum neuen Album ("Windows"). Ein bisschen Soft-Rock hier, ein bisschen dreifache Boyband-Kopfstimme da.

Und das besagte Ex-Mitglied Williams? Den vermisste an diesem Abend keiner. Bei "Everything Changes" und "The Flood" übernahm Donald den Part des (wieder) abtrünnigen Megastars.

Vor lauter Weißwurst den Einsatz verpasst

Als Trio harmonierten sie mit Umarmungen und Gruppenkuscheln perfekt auf der Bühne. Bandchef Barlow schaute immer wieder in die erste Reihe, in der Fans genau wie früher Plakate gemalt hatten. Da sollte Owen einem Fan ein Tattoo zeichnen oder Donald seine "Weißwurst" zeigen.

Ein bisschen Picknick-Gefühl gab es dann für die Jungs am Bühnenrand mit Deutschland-Fähnchen, Brezn und Bier. "Ist das lecker, wir lieben München", riefen sie ins Zelt. Donald verschlang zwischen den Songs einen Bissen. Mit vollem Mund verpasste er jedoch seinen Einsatz bei "This Life" und ließ die Backwaren vorsorglich in die erste Reihe geben. So gab es dann (zum Glück) keine Weißwurst für die Fans, aber immerhin einen anderen Snack vom Star.

Take That und die Liebe für München

Die Liebe zur Stadt war nicht nur dahingesagt. Die Pop-Stars kamen schon am Tag zuvor mit dem Privatflieger aus Köln herüber nach Oberpfaffenhofen. Barlow war auf einer ausgedehnten Sightseeing-Tour im Hofgarten und am Odeonsplatz unterwegs.

In den 90er-Jahren wäre ein solcher Ausflug wahrscheinlich in einer Massenhysterie geendet, bei der keine Ohrstöpsel mehr geholfen hätten. Jetzt musste man schon genau hinsehen, wer der Mann mit dem schwarzen Basecap und dem grauen Bart war, der die Eisbach-Surfer beobachtete.

Die Fans waren angezündet, trotz Sparflamme

Also wurde das besungene Feuer wieder komplett angezündet? Fast, bis auf eine kleine Fußnote. Die Jungs hatten nämlich eine abgespeckte Version der Show mitgebracht. Auf ihrer Heimatinsel gab es bei der gleichen Tour Wasserfontänen auf der Bühne, Feuerzauber und noch mehr Songs und Kostüme. Wahrscheinlich war der Transport vom großen Equipment nach Europa zu teuer. Den Fans im Zelt war die Sparflamme egal, solange sie ihre Jungs "Back for Good” hatten.

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