Die Beatles und ihre Audienz beim King
Am 27. August vor 50 Jahren trafen die Beatles zum ersten und einzigen Mal ihr großes Idol Elvis Presley. Es sollte ein merkwürdiger Abend werden.
Los Angeles - Das Kräfteverhältnis war schon nicht mehr eindeutig auf der Seite des „King“, als es am 27. August vor 50 Jahren zum ersten (und einzigen) Treffen der Beatles mit Elvis Presley kam. Beide waren Weltstars. Für die Beatles aber ging ein großer Wunsch in Erfüllung: Elvis war ihr Idol.
Mehrere Jahre schon hatten die Beatles vergeblich versucht, Elvis zu treffen, doch dessen Manager Colonel Tom Parker vertröstete die Band immer wieder und schenkte ihnen stattdessen Elvis-Souvenirs. Bei ihrer zweiten USA-Tournee 1965 hatten sich jedoch die Zeiten geändert: Die Beatles waren die Ikonen der neuen Jugend, Elvis ein Superstar, der am Fließband belanglose Musikfilmchen abdrehte. Dann erhielten sie die Nachricht, Elvis in Hollywood treffen zu können.
Die Beatles weilten fünf Tage im Wohnhaus von Zsa Zsa Gabor und fuhren im Chevrolet den Mulholland Drive entlang zu Elvis‘ Haus, unterwegs tranken sie sich Mut an. „Wir waren total nervös“, gab John Lennon später zu.
In seinem riesigen Haus saß Elvis vor dem Fernseher auf dem Sofa, als die Beatles eintraten. „Hallo, ich bin Elvis, wollt ihr einen Drink?“, begrüßte der Superstar seine Gäste. Und Paul McCartney erinnerte sich noch Jahre später daran, dass Elvis ein Gerät besaß, das keiner der Beatles je zuvor im Leben gesehen hatte: eine Fernbedienung.
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Die Beatles gruppierten sich auf dem Fußboden im Halbkreis um ihr Idol, ein schweres Schweigen lag über der Szenerie, nur im Hintergrund spielten Männer aus Elvis’ Entourage an den Billardtischen, was vor allem John Lennon beeindruckte: „Es sah aus wie in einem Nachtclub.“
Am Boden vor Elvis sitzend sagte er allerdings zunächst nichts. „Wenn ihr hier nur rumsitzt und mich anstarrt, dann gehe ich jetzt ins Bett“, soll Elvis daraufhin geäußert haben. Immerhin, John ergriff das Wort, und nach einem verbalen Geplänkel entspannte sich die Situation zunehmend. Die Fünf hörten Musik, schließlich schappten sie sich herumliegende Instrumente und jammten los. Sie spielten auch „I Feel Fine“, und Ringo Starr trommelte dazu mit seinen Fingern auf einem der Möbelstücke. Als Elvis ein paar Bassakkorde anspielte und zu Paul McCartney sagte „Schau, ich übe schon“, gab sich dieser schlagfertig: „Keine Sorge, Brian Epstein und ich werden noch einen Star aus Dir machen.“
Der Nachwelt blieb nichts von diesem Gipfeltreffen erhalten, niemand kam auf die Idee, die Jam-Session mitzuschneiden oder zu fotografieren. Ringo Starr fasste die vier Stunden so zusammen: „Ich glaube, es war aufregender für uns, ihn zu treffen, als umgekehrt.“
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