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Nach einem selbstironischen Krimi-Intermezzo ist Roland Kaiser wieder auf Tour. Am Montag singt er im ausverkauften Circus Krone.
von  Florian Koch

Nach einem selbstironischen Krimi-Intermezzo ist Roland Kaiser wieder auf Tour. Am Montag singt er im ausverkauften Circus Krone.

Sein Tod sorgte im TV für eine Rekordquote von fast 13 Millionen Zuschauern. Glücklicherweise war es nur der fiktive Schlagersänger Roman König, der im Münsteraner „Tatort: Summ, Summ, Summ“ umgebracht wurde. Selbstironisch hatte ihn Roland Kaiser verkörpert, für seinen Wechsel ins Schauspielfach aber nicht nur gute Kritiken bekommen. Am Montag ist der Schlagerstar wieder in seinem angestammten Beruf zu hören. Im ausverkauften Circus Krone stellt er seine neue CD „Affären“ vor.

AZ: Herr Kaiser, hat diese Rekordquote einen neuen Popularitätsschub ausgelöst? Welche Reaktionen gab’s sonst noch auf Ihren Auftritt?

ROLAND KAISER: Dreiviertel der Menschen, die zu mir etwas sagten, haben’s positiv beurteilt. Mein Ausflug ins Schauspielfach kam anscheinend überraschend gut an, das freut mich natürlich. Für mich persönlich war wichtig, dass ich Spaß dabei hatte, in meinem Lieblings-„Tatort“ mitzuspielen.

Ihre Tour läuft unter dem Titel Ihrer CD, „Affären“. Was wollen Sie damit ausdrücken?

Die landläufige Meinung ist ja, dass eine Affäre eine Beziehung außerhalb einer bestehenden Verbindung ist und nur kurze Zeit dauert. Man kann als Künstler durchaus auch langfristig eine Affäre eingehen – mit dem Publikum bei Konzerten oder auch einer ganzen Stadt, mit der einen etwas ganz Besonderes verbindet. Das trifft für mich zu. Letztendlich ist ja auch das Zusammensein zwischen Publikum und Künstler während einer Show eine solche Art von Affäre, eine ziemlich knisternde Beziehung, ohne die es ja nicht funktioniert. Diese Affären sind das Salz in der Suppe. Meine Konzerte kann man durchaus als eine Verneigung vor der Weiblichkeit verstehen, eine musikalische Affäre. Ich genieße den Dauerflirt mit dem Publikum. Und Freude mich natürlich, wenn ich als Sänger gehört werde

Sie wirken lockerer auf der Bühne, Ihre Stimme klingt gereifter, stärker. Ist das normal nach einer so komplexen Lungentransplantation?

Das hat weniger mit der OP zu tun. Wenn man viel singt, wird die Stimme automatisch besser und trainierter. Seit meiner Transplantation habe ich bereits über 100 Konzerte gesungen und einfach nur noch Spaß auf der Bühne. Das kommt offenbar genauso rüber.

Haben Sie auch ein spezielles Fitnessprogramm?

Täglich fahre ich bis zu 20 Kilometer Ergometer, mache dazu noch Kraftsport. Früher habe ich es mit Churchill gehalten: „No Sports“. Heute brauche ich den Sport, um mich wohl zu fühlen. Bewegung tut einfach gut und macht mir Freude.

Warum fangen eigentlich all Ihre Konzerte pünktlich um 20.07 Uhr an?

Ich hatte mein allererstes Solo-Live-Konzert 1982 in Neu-Isenburg. Eingeladen war damals auch der ehemalige stellvertretende Programmdirektor des ZDF, weil das Konzert eine Vorbereitung für meine erste Fernsehshow sein sollte. Der kam aber später, erst um 20.07 Uhr. Deshalb habe ich zu diesem Zeitpunkt angefangen. Es war aber ein gutes Konzert, und darum bin ich dabei geblieben. Udo Jürgens tritt zum Beispiel immer um 20.10 Uhr auf. Jeder hat so seine Macke.

Auf Tour spielen Sie immer Ihre Hits, wenig neue Stücke.

Die meisten Menschen kommen zu Künstlern, weil sie das hören wollen, was sie bekannt gemacht hat. Also, wenn ich jetzt zu Elton John gehen würde, und der würde mir permanent die letzten beiden CDs rauf und runter spielen, wäre ich sehr enttäuscht, nicht die Hits zu hören. Wenn ich ein neues Album herausbringe, lasse ich so fünf, sechs Songs einfließen, aber bei rund 30 Songs auf einem Konzert ist das auch vertretbar. Man muss immer neue Formen versuchen, wie man die oft wiederholten Hits irgendwie anders arrangiert oder präsentiert.

Im Publikum sieht man bei Ihnen ungewöhnlich viele junge Leute. Ist der Schlager wieder in?

Das hat bestimmt auch mit unserer Darbietungsform zu tun. Wir arbeiten nicht mit einem Tanzorchester oder zurückgenommener Lautstärke. Wir spielen live und seit diesem Jahr mit einer starken Bläsersektion. Damit senden wir auch eine Botschaft aus. Das scheint ein Grund zu sein, warum zunehmend junge Leute zu meinen Konzerten gehen. Manchmal denke ich mir schon, dass ich der älteste auf dem Platz bin. Für mich ist es ein Vertrag mit der Zukunft.

Sie haben Kinder im Alter von 13 und 16 Jahren. Wie setzen die sich mit Ihrer Musik auseinander?

Wenn eine CD fertig ist, hören sie sich die einmal an, stehen auf und sagen: Ja, is’ okay und gehen wieder. Mehr ist da nicht. Annalena und Jan hören lieber an den internationalen Charts orientierte Musik. bei der Vorbereitung eines neuen Albums höre ich mir davon auch einiges an. Schon um ein Gefühl dafür zu kriegen, wie Musik heutzutage zu klingen hat. Das inspiriert.

Gehen Sie mit den Kindern auch auf Konzerte?

Den Part übernimmt zum Glück meine Frau. Annalena mag Justin Bieber, da stehen 12 000 Mädchen beim Konzert und himmeln ihn an. Ich fühle mich dann fehl am Platz, zumal ich in der Freizeit kein großer Konzertgänger bin. Unser Jan auch nicht. Wir sind fußball- oder sportorientiert, darauf kann man sich mit mir bei gemeinsamen Unternehmungen eher einigen, auch wenn ich kein echter Fan bin.

Peer Steinbrück steht stark in der Kritik. Würden Sie ihn dennoch wie Gerhard Schröder und Frank-Walter Steinmeier im Wahlkampf unterstützen?

Wenn ich von der SPD-Führung angesprochen und gebeten werde, Peer Steinbrück zu unterstützen, werde ich das selbstverständlich tun.

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