Der Schlagzeuger Dave King im Gespräch

Der bemerkenswerte Jazzschlagzeuger Dave King gastiert in der Unterfahrt
von  Ssirus W. Pakzad
Der Schlagzeuger Dave King.
Der Schlagzeuger Dave King. © Ssirus W. Pakzad

MÜNCHEN - Die Band, mit der er sonst zu hören ist, besitzt Kultstatus. Schlagzeuger Dave King ist Gründungsmitglied von The Bad Plus, einer Genregrenzen überwindenden Jazz-Truppe, die vor allem durch ihre lustvollen Dekonstruktionen bekannt ist. Dieser flotte Dreier nimmt auch Nummern von Queen, Nirwana, ABBA, Black Sabbath, Blondie, den Bee Gees oder Vangelis auseinander – und erntet dafür oft Lachsalven. „Dabei sind wir eigentlich total unironisch“, sagt Dave King. „Wir lieben diese Nummern und schauen einfach nur, was sich mit dem Material, das sie bieten, anstellen lässt.“

Dass King und seine beiden Kollegen zumindest etwas subversiv zur Sache gehen, räumt der 46-jährige immerhin ein. Auch in anderen Bands, denen er angehört(e), ob nun The Happy Apple, Halloween, Alaska oder in seiner eigenen Trucking Company geht es frech, ja oft aufmüpfig zur Sache.

Das Schlagzeug als Melodieinstrument

Kings Vater behauptet, sein Filius habe von Anfang an ein eigenes Konzept auf seinem Instrument entwickelt. „Nun ja, nett gemeint, Dad“, lacht King. „Ich kann zumindest sagen, dass ich mich nie als reinen Rhythmuslieferanten gesehen habe. Ich empfand das Schlagzeug immer auch als melodisches Instrument, als Möglichkeit, Texturen zu entwickeln – vielleicht, weil ich schon fünf Jahre Klavier spielte, ehe ich mit neun Trommler wurde. Als Kind experimentierte ich bereits mit Sounds am Schlagzeug. Dabei ist es geblieben.“

Durch den Einfluss des einstigen Weather Report-Drummers Eric Gravatt, der sein Lehrer wurde, entwickelte sich Dave King rasch und wurde im heimischen Minneapolis schnell zum gefragten Session-Ass. Gravatt hat ihm immer eingeimpft, dem Bauchgefühl zu vertrauen. „Das war eine wichtige Lektion. Die hatte auch zur Folge, dass ich nicht in Kategorien wie richtig oder falsch denke. Ich versuche auf der Bühne nicht rational vorzugehen und nichts Vorgefertigtes zu spielen, sondern möchte unbelastete, freie musikalische Entscheidungen treffen.“

Herrlich verschattet

Die wird er sicher auch fällen, wenn er jetzt als Bandleader des Dave King Trios mit dem ungemein swingenden, aber mit herrlich verschatteten Akkorden aufwartenden Pianisten Bill Carrothers und dem Bassisten Billy Peterson auftritt – das sind zwei alte Schulfreunde aus Minneapolis, mit denen er sich musikalisch blind versteht.

Dort wohnt Dave King noch immer. „Wir sind eine sehr liberale Stadt, in der viele Freigeister leben. Minneapolis war immer eine wichtige Szene, in der alle wichtigen Genres florierten – außerdem war der Einfluss von Prince nicht zu unterschätzen“, erzählt Dave King. „Der Vorteil hier ist, dass fast alle Clubs stilistisch gesehen ein breites Angebot fahren – es ist nicht ungewöhnlich, wenn in einem Punk-Schuppen auch mal ein Jazz-Konzert stattfindet.“

Unterfahrt, Mittwoch, 26. Januar 2017, 21 Uhr, Einsteinstr. 42 , Eintritt: 24 Euro/ Mitglieder 12 Euro, Telefon 448 27 94

 

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