Der fabelhafte alte Junge

Wie Paul McCartney ganz natürlich Zehntausende im Olympiastadion glücklich macht
Dominik Petzold |
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Paul McCartney spielte im Olympiastadion. Sehen Sie hier die besten Bilder vom Auftritt des 74-Jährigen.
dpa 7 Paul McCartney spielte im Olympiastadion. Sehen Sie hier die besten Bilder vom Auftritt des 74-Jährigen.
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Klar, Petrus ist auch Beatles-Fan. Der ganze Juni ist verregnet, am Donnerstag und am Samstag ist das Wetter miserabel. Doch als Paul McCartney am Freitag die Bühne des Olympiastadions betritt, ist die Sonne ihm gefolgt. Eine magische Nacht kann beginnen.

Und sie beginnt mit einem ikonischen Akkord – dem Auftakt von „A Hard Day’s Night“, dem Song von 1964. Zwei Jahre danach trat Paul McCartney mit den Beatles im Münchner Circus Krone auf, genau ein halbes Jahrhundert ist das jetzt her. Aber das sollte dringend noch mal nachgerechnet werden – so jung, so jugendlich wie dieser Mann im Olympiastadion wirkt.

Danke Dir, Paul! Endlich ist das Sommer da!

Beim dritten Song „Can’t Buy Me Love“ laufen Beatlemania-Bilder auf der Leinwand. Uralt sehen die aus, aber die Musik klingt taufrisch, und der fast 74-Jährige kreischt vor dem Gitarrensolo wie auf der Platte. „Servus, München“, sagt er dann und kündigt an, etwas deutsch sprechen zu wollen. Und ruft auch gleich fröhlich: „Endlich ist das Sommer da!“

Als das Publikum noch jubelt, schickt Gitarrist Brian Ray schon fette Bluesrock-Licks in den Sommerhimmel: Der Wings-Song „Letting Go“ ist der erste musikalische Höhepunkt der Show. Weiter geht’s mit „Temporary Secretary“, Pauls Elektropop-Pioniertat von 1980.

McCartney sorgt am Höfner-Bass für den Groove und tanzt ein wenig. Danach zieht er sein Jackett aus: „Das wird der einzige Garderobenwechsel des Abends bleiben“, sagt er. Bei „Maybe I’m Amazed“ kämpft er anfangs mit der Stimme, in höherer Lage ist sie etwas dünner geworden – doch die musikalische Wucht dieser Rockballade kann das nicht mindern, und den Rest des Abends singt er großartig. Die vier Musiker spielen wie immer makellos, und der Virtuose Paul McCartney sowieso, egal ob an Bass, Gitarre oder Klavier.

Im Akustikset spielt er einen Song der Proto-Beatles von 1958, „In Spite Of All The Danger“, und der hat schon erstaunliche Mitsing-Qualitäten. Dann gibt’s eine kleine Einführung im Fach Beatles-Songwriting: Am Anfang, so Paul, stehen immer ein Titel, eine Textzeile oder eine musikalische Phrase.

Da kommt aus dem Publikum ein Geräusch, das er gut kennt: Eine Frau kreischt. „Ja, zum Beispiel diese musikalische Phrase“, sagt er lachend. Dann führt er sein Songwriting-Exempel aber doch anhand des Gitarren-Licks von „You Won’t See Me“ vor.

Dann der Sprung ins Heute: Aktuelle Songs wie „Queenie Eye“ rocken, und „FourFive Seconds“, sein Hit mit Rihanna und Kanye West, singen erstaunlich viele Zuschauer mit. Woher diese kommen, möchte Paul wissen. Das Ergebnis seiner Datenerhebung: Die meisten kommen nicht aus München, sehr viele sind sogar aus dem Ausland angereist. Doch unabhängig von der Herkunft – allmählich geraten jetzt alle in Ekstase.

Denn in der Dämmerung wird die Musik immer brillanter. „Lady Madonna“ rockt großartig, die psychedelische Kirmes-Nummer „Being For The Benefit Of Mr. Kite!“ klingt auch ein halbes Jahrhundert nach „Sgt. Pepper“ atemberaubend avantgardistisch.

Bei „Back In The U.S.S.R.“ ist’s dann richtig dunkel, die tolle Light-Show kann beginnen. Die übernehmen dann bei „Let It Be“ aber die Zuschauer – das ganze Stadion blinkt mit ihren Handy-Feuerzeugen. Und Paul McCartney legt die Inbrunst eines Soul-Sängers rein, der ein Lied zum ersten Mal singt. Jeder im Stadion kann spüren, wie sehr dieser Mann die Musik liebt.

Das ist die Kunst: überlebensgroßer Star, aber auch Kumpel

Dann zündet die nächste Stufe. Beim dramatischen Moment des James Bond-Songs „Live and Let Die“ schießen vor der Bühne Flammen hoch, auf der Leinwand fliegt ein animiertes London in die Luft. Als sich der Moment wiederholt, erleuchtet hinter der Bühne auch noch ein Feuerwerk.

Auf dieses Stadion-Spektakel kann McCartney nur noch musikalisch einen draufsetzen. Aber er hat ja noch „Hey Jude“ im Repertoire. Damit endet das reguläre Programm.

Bei den Zugaben holt Sir Paul Geburtstagskinder auf die Bühne und unterschreibt ihre Plakate. Im Plausch mit ihnen gibt er sich – wie während der ganzen Show – als begnadeter, völlig entspannter und charmanter Entertainer: Er ist gleichzeitig überlebensgroßer Star und Kumpel mit britischem Humor. Dann schickt er ihnen noch musikalische Geburtstagsgrüße hinterher, mit dem fulminant rockenden „Birthday“.

Die Show endet nach zweieinhalb Stunden mit dem Schluss des „Abbey Road“-Medleys. „Auf Wiederschauen, Servus“, sagt Paul McCartney, wartet kurz, und fügt an: „We’ll see you next time“ – wir sehen uns beim nächsten Mal.
Die glückseligen Zuschauer können in der Hoffnung nach Hause gehen, dass dieser jugendliche Mann tatsächlich noch mal nach München kommt.

 

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