Der allzu lässige Maestro

Die Philis unter ihrem Chef Lorin Maazel mit einem reinen Tschaikowsky-Programm in der Gasteig-Philharmonie
Robert Braunmüller |
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Die Philis unter ihrem Chef Lorin Maazel mit Tschaikowsky in der Gasteig-Philharmonie

Der teuerste Angestellte der Stadt macht es sich leicht. Mit seiner perfekten Schlagtechnik stellt er sich aufs Podium und gibt das Tempo vor. Dann wartet Lorin Maazel auf das, was aus dem Orchester kommt.

Und das ist bei den Münchner Philharmonikern eine ganze Menge: etwa das von Jörg Brückner mit unglaublicher Sicherheit geblasene Hornsolo im zweiten Satz von Tschaikowskys Fünfter, ebenso subtile Auftritte der Holzbläser und ein dunkel-warmer Streicherklang. Doch lauter schöne Einzelheiten machen keine Interpretation.

Maazel scheint zu glauben, dass sich Wirkungen bei Tschaikowsky von selbst einstellen. In der "Romeo und Julia"-Ouvertüre kam die Katastrophe zu beiläufig. Hier und in der Symphonie Nr. 5 blieben alle lauten Stellen klanglich ungeformt. Und von der durchbrochenen, von den Flöten bis ins Fagott fallenden Achtelfigur vor dem "Poco meno animato" im ersten Satz hörte man auch nur die ersten beiden Noten.

Sorgfältiger vorbereitet wirkte Tschaikowskys Violinkonzert. Die Amerikanerin Jennifer Koh spielte es angemessen souverän, mit grossem, schlanken Ton, der den Gasteig mühelos füllte. Maazel und die Solistin hielten immer wieder inne, ohne den Zusammenhang und die Steigerungen zu vernachlässigen.

In einer Stadt, in der Perfektionisten wie Mariss Jansons und bald Kirill Petrenko dirigieren, wirkt Maazels Lässigkeit gestrig. Bei solchen Chef-Konzerten auf Generalprobenniveau darf es ihn nicht wundern, wenn es die Leute ganz eilig haben, nach Hause zu kommen.

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