Deep Purple in München: Die Kritik zum Konzert in der Olympiahalle
München - Wenn ein Konzert unter der Flagge "Abschiedstournee" segelt, werden die Fans hellhörig. Schließlich könnte man was ganz besonderes verpassen. Und sich außerdem grün und blau ärgern, weil man nicht dabei war und die Chance verpasst hat, seine Stars nochmal live zu erleben. Abschied ist aber nicht gleich Abschied. Oft wird der Begriff nur eingesetzt, um noch mehr Tickets zu verkaufen. Es folgen dann Abschied 2 und Abschied 3. Bei Deep Purple heißt das Motto "The Long Goodbye Tour". Und die Musiker bemühen sich in der gut besetzten Olympiahalle redlich, dass keine Wehmut aufkommt. Das einzige, was Sänger Ian Gillan dazu sagt: "Take it easy!"
Die britische Band mit ihrem meldodischen Hardrock war wohl eine der fleißigsten weltweit, wenn es um Live-Konzere ging. 1973 waren Deep Purple die ersten, die den Live-Rock in die Münchner Olympiahalle brachten. Vorher waren sie schon im Circus Krone und anderen Spielstätten zu Gast. Und in der Zwischenzeit bis heute hat man das Gefühl, dass sie eigentlich jedes Jahr in München aufgetreten sind.
Sie schrieben den Soundtrack zum Leben vieler Fans
Daher kommt es wohl, dass man im Schatz der Erinnerungen im Zusammenhang mit Deep Purple kaum an einzelnen Terminen rumkramt, sondern gleich an ganzen Zeitepochen, Jahren und Jahrzehnten. Für die meisten Hardrock-Fans haben sie die Filmmusik für deren Leben geschrieben. Und Hits gibt es auch dieses Mal wieder jede Menge: "Fireball", "Bloodsucker", "Strange Kind Of Woman", "Lazy", "Perfect Strangers" "Space Truckin'" und das unvermeidliche "Smoke On The Water". In der Zugabe "Highway Star", "Hush" und "Black Night".
Die Songs vom neuen Album "inFinite", dem 20. Studiowerk der Gruppe, passen zwar ins Gesamtbild, sind aber nicht ganz so hart und auch nicht ganz so griffig wie die alten Gassenhauer. Lediglich mit "Johnny's Band" darf man auf einen Hit hoffen.
Aber Verkaufszahlen und Hits - darum geht es schon längst nicht mehr. Man merkt es auch bei den Solo-Einlagen an Bass, Schlagzeug und Gitarre, besonders aber bei denen von Keyboarder Don Airey, dass die Band eigentlich schon längst auf einem ganz anderen Stern seien könnte, wenn sie nur wollte. Aber das tut sie ihren treuen Fans nicht an. Für Deep Purple, besonders Ian Gillan, war es die letzten Jahre nur wichtig, fit und gesund zu sein, um auch schwierige Gesangspassagen locker zu packen. Was den Auftritt an der Isar angeht: Alles bestens. Die alten Herren können so mancher Youngster-Band problemlos zeigen, was Sache ist.
- Themen:
- Circus Krone