David Fray: Selbstbewusst im Prinzregententheater
Es gibt diese schöne Formulierung „er stellt sich ganz hinter die Musik“. Und damit ist alles o.k., fein nach der Partitur gespielt, „der Komponist hat das Wort“. Was man von David Fray nun wirklich nicht behaupten kann. Mit einigem Selbstbewusstsein arbeitet sich der 31-Jährige durch die Noten – und er hat gut zu tun, eigentlich immer, nichts ist dem Zufall überlassen. Auch wenn’s oft nach augenblicklicher Laune klingt. Und diesmal hatte auch noch Johann Sebastian Bach die Ehre.
Zwei von den „Sieben Toccaten für Klavier“, dazwischen Partita Nummer sechs und schließlich die fulminante zweite, in der Bach selbst vom Prototypus der Tanzfolgen partiell abgeht und im Rondeau und Capriccio fast schon Befindlichkeitsstudien formuliert. Der gefühlige Franzose darf sich gerade hier mehr Freiheiten genehmigen als sie der Thomaskantor gemeinhin verträgt. Und natürlich geht er eigenwillig, mit schierer Wucht ans Werk, lässt Bach im Pedalrausch baden (warum, fragt Fray zurecht, soll man das Expressive den Romantikern überlassen?), und dem schadet’s nicht mal. Obgleich die abrupt endende Sinfonia, auch das Capriccio in die Leere plumpsen.
Der e-moll-Partita bekommt dieser Zugriff weniger, hier stören Manierismen wie das Exponieren und Verschleppen einzelner Töne besonders. Ohne diese Mätzchen wäre Frays Spiel generell überzeugender. Selbst im Bereich der robusten Toccaten. Doch man lauscht gebannt, vom ersten bis zum allerletzten Ton.
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