Kritik

Das neue Violinkonzert von Chaya Czernowin

Das Münchener Kammerorchester mit Kurt Weill und einer Uraufführung im Prinzregententheater
Robert Braunmüller
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Die kanadische Mezzosopranistin Wallis Giunta.
Die kanadische Mezzosopranistin Wallis Giunta.

Klassiker der Geräusch- und Cluster-Musik von György Ligeti oder Krzysztof Penderecki sind in der Regel keine zehn Minuten lang. Aus gutem Grund, wie das Violinkonzert "Moths of Hunger and Age" von Chaya Czernowin belegt: Sirenenartiges Jaulen erschöpft sich in seiner einseitigen Wirkung so rasch wie das Bartók-Pizzikato, bei dem die Saiten hart auf das Holz aufschlagen.

Der Geiger Ilya Gringolts hatte bisweilen heftige Ausbrüche zu spielen, die wie eine Parodie auf die traditionelle Solisten-Virtuosität wirkten. Aber letztendlich ließ das mit dem Münchener Kammerorchester unter Bas Wiegers im Prinzregententheater uraufgeführte Werk offen, was an der Konstellation aus einem Einzelnen und der Gruppe interessant sein könnte.

Die Komponistin Chaya Czernowin.
Die Komponistin Chaya Czernowin. © Florian Ganslmeier

Nach einiger Zeit stellten sich halbwegs reine Klänge ein: Das wäre ein passender Moment gewesen, das Stück zu beenden. Auch die variierte Wiederholung des Anfangs-Rauschens mit dem Brutal-Pizzicato der beiden Kontrabässe verstrich, ein musikalischer Zerfallsprozess ebenfalls. Erst eine heftige Kadenz-Geste beschloss das Konzert.

Nur halbe Sachen

Das interessanteste Stück stand am Anfang: Hanns Eislers alternative Filmmusik zu den "Früchten des Zorns" von John Ford. Sie beginnt zweimal mit einem Streicherschmerz, als gelte es den dritten "Meistersinger"- oder "Parsifal"-Akt einzuleiten und geht dann in wütende Kampflust über. Dass die Sätze ohne echte Schlusswirkung verplätschern, liegt in der Natur von Filmmusik.

Der Geiger Ilya Gringolts.
Der Geiger Ilya Gringolts. © Florian Ganslmeier

Ziemliches Pech hatte Wallis Giunta nach der Pause mit den "Sieben Todsünden" von Kurt Weill und Bertolt Brecht. So begrüßenswert es ist, wenn eine Künstlerin nicht versucht, Lotte Lenya zu kopieren, sondern die Lieder wirklich singt. Doch die feine Stimme der Mezzosopranistin erwies sich als zu klein für das an sich sängerfreundliche Prinzregententheater. Auch die Textverständlichkeit war nicht optimal. Trotz der Bemühungen der vier Herren von Amarcord erlebte man diese raffiniert instrumentierte Musik als Symphonische Dichtung im vollen Glanz eines mächtig aufgedrehten Orchesters. Das ist hier aber hier eine halbe Sache.

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