Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Yannik Nézet-Seguin
Es ist schwer, „Scheherazade“ zu lieben. Rimski-Korsakow trifft zwar keine Schuld, dass sein bunter Orientalismus von nachfolgenden Filmkomponisten verschlissen wurde. Die Themen dieser Symphonischen Suite werden ohne größere Entwicklung unablässig lärmend wiederholt. Das kann ein wenig nerven, wenn ein zweitklassiges Gastorchester dieses Stück spielt.
Aber wir haben ja das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Die Musiker trumpften schon bei der herrischen Anfangsgeste mächtig auf. Die exzellenten Bläser durften brillieren, Anton Barachovsky spielte die Violinsoli mit bemerkenswerter Klarheit. Er gestaltete die auf der Geige zu singenden Rezitative lebendig wie ein Opernsänger. Der Dirigent Yannik Nézet-Seguin gestaltete die Tempi ausgesprochen lebendig. Er heizte am Ende mit einer wilden Steigerung ein. Man verstand, was Igor Strawinsky von Rimski-Korsakow lernte und hätte das ungeliebte Stück am liebsten gleich noch einmal gehört.
Keine Angst vor der Moderne
Davor spielte der Jean-Guihen Queyras ein Stück, das in den vergangenen 40 Jahren zum Klassiker wurde: das Cellokonzert „Tout un monde lointain...“ von Henri Dutilleux. Die sehr nachdenkliche, aber auch flirrende und zuletzt heftige Musik stellt die lyrischen Qualitäten des Instruments heraus. Queras spielte das alles sehr sensibel und feinnervig. Und niemand bekam einen Schock, obwohl das Stück erst 1970 von Mstislaw Rostropowitsch uraufgeführt wurde.
Der Beginn enttäuschte stark: eine filzpantoffelige und ungenaue Auffführung von Strawinskys „Pulcinella“-Suite. Lautes kam zu leise, Leises wurde nicht leise genug gespielt. Zum raschen Vergessen. Das gelang nach dem formidablen Dutilleux und der furiosen „Scheherazade“ sehr leicht.
Das Konzert kann bis 26. 12. im Internet auf www.br-klassik.de nachgehört werden