Das Münchner Auftritt der Mighty Oaks in der AZ-Kritik
Die Programmvorschau der Kultfabrik kündigt die Mighty Oaks als Deutschlands Antwort auf Mumford & Sons an. Äh, wer hat die Frage noch mal gestellt? Vermutlich deutsche Plattenfirmen, die am Boom des neuen Folkrock teilhaben wollen. Die Briten Mumford & Sons haben mit diesem Stil gigantischen Erfolg. Und auch die Mighty Oaks aus Berlin sind auf einem guten Weg. Sie haben erst im März ihr Debütalbum beim Major Label Universal veröffentlicht. Doch die Tickets für ihr Münchner Konzert verkauften sich so gut, dass es von der Theaterfabrik in die größere Tonhalle verlegt wurde.
Bereits fünfzig Meter vor der Halle hört man ihren Sound. Haben die Mighty Oaks schon angefangen? Fehlalarm, die Musik kommt aus einer Zeltkneipe kurz vor der Tonhalle. Und ist von Mumford & Sons. Die Halle ist unterdessen schon prall gefüllt mit Fans. Die sind fast ausnahmslos zwischen 18 und 25 – und in Partystimmung. Der Folksänger im Vorprogramm, Charlie Cunningham, kommt mit seinem Fingerpicking auf der akustischen Gitarre nur schwer gegen den Lärmpegel an.
Dann kommen die Mighty Oaks: ein Amerikaner, ein Brite und ein Italiener, die sich in Hamburg kennengelernt haben und dann nach Berlin gezogen sind. Sie könnten ihre Lieder auch nur mit Akustikgitarren und Mandolinen spielen, so haben sie das schon oft gemacht. Aber der Kniff bei der neuen Folkmusik ist gerade, die Songs so aufzudonnern, dass sie auch in Hallen oder Stadien funktionieren.
Das machen die Mighty Oaks gekonnt. Verstärkt durch zwei Begleitmusiker aus Süddeutschland ist ihr Sound wuchtig und trotzdem glasklar. Sie klingen wie auf Platte und spielen wie aus einem Guss. „Seven Days“ ist toll und geht sofort ins Ohr, auch „Brother“ verbreitet wohlige Atmosphäre. Die Songs klingen nach all dem, was in den Videos der Mighty Oaks zu sehen ist: nach weiten Landschaften, nach unberührter Natur, nach den letzten schönen Sommertagen. Sänger Ian Hooper zieht seinen Norwegerpulli nicht aus, obwohl es in der Halle drückend heiß ist.
Nach einiger Zeit nerven die immer drei gleichen Akkorde
Doch je mehr Songs er singt, umso lauer wird der Eindruck. Denn das Strickmuster der meisten Songs ist zu gleichförmig. In fast jedem gibt es Breaks: Da singt der Sänger zu leiser Begleitung, und wenn die ganze Band wieder einsteigt, klingt es umso bombastischer – ein Stilmittel, das auch Mumford & Sons gerne nutzen. Und irgendwann nervt die immer gleiche Drei-Akkord-Folge, die in viel zu vielen Songs zu hören ist. Die lassen die Mighty Oaks dann passenderweise in Endlosschleife weiter laufen, als sie von der Bühne gehen.