Das Konzerthaus im Werksviertel wird teurer
Das geplante Konzerthaus in München droht deutlich teurer zu werden als geplant. Man müsse die gesamte Kostenentwicklung im Blick haben und hier seien die Zahlen gestiegen, sagte Ministerpräsident Markus Söder bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion am Mittwoch im oberbayerischen Kloster Seeon.
Parallel zur Planung müsse man überlegen, wie man mehr Holz verbauen könne. Auch Klimabelange und künstlerische Aspekte müssten mehr verankert werden. „Das sollte man dringend prüfen und in der Kostenplanung abbilden“, forderte der CSU-Chef.
Das Ganze im Blick behalten
Das Konzerthaus befindet sich immer noch in der Planungsphase. Um den Bau des vor allem vom im Dezember verstorbenen Dirigenten Mariss Jansons betriebenen Prestigeprojektes war gut 15 Jahre lang gerungen worden. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks soll hier ebenso eine Heimat finden wie die Hochschule für Musik und Theater.
Im Herbst 2017 präsentierte die Staatsregierung den Siegerentwurf der Architekten Cukrowicz Nachbaur, der an einen Speicherbau erinnert. Auf einem mit Metall verkleideten Erdgeschoss soll eine kastenförmige Glasfassade ruhen. Zu den Kosten gab es bislang noch keine konkreten Zahlen, sondern nur Vermutungen. So war zu Beginn von unter 400 Millionen Euro die Rede.
Derzeit steht auf dem geplanten Standort noch ein Riesenrad – als Übergangslösung bis zum Baubeginn. Zuletzt fanden Bohrungen auf dem Bauplatz statt. Sie sollen Aufschluss über die Beschaffenheit des Baugrundes geben.
Auch die Stadt baut einen Konzertsaal
Unabhängig und auch nicht koordiniert mit dem Neubau im Werksviertel plant die Stadt derzeit für (derzeit) 450 Millionen die Generalsanierung des Gasteig. In Sendling soll gegenüber dem Heizkraftwerk Süd am Brudermühltunnel ein Interim einschließlich einer provisorischen Philharmonie mit 1800 Plätzen entstehen, das nach gegenwärtigem Stand 108 Millionen kosten soll. Die Akustik des Provisoriums gestaltet der japanische Klangdesigner Yasuhisa Toyota, der auch für das Konzerthaus im Werksviertel im Gespräch war.
Ungefähr dann, wenn das städtische Interim um 2026 herum wieder geräumt und demontiert wird, eröffnet der staatliche Neubau im Werksviertel. Auch da kann man fragen, ob das ein sinnvoller Umgang mit öffentlichem Geld und Ressourcen ist. Und wenn das Interim stehenbleibt – wie bereits in Stadtratsanträgen gefordert wird – drohen mit Überkapazitäten, die von den staatlichen Konzertsaalfans vehement bestritten werden. Und wenn etwas fehlt, dann kein weiterer Klassik-Saal, sondern ein mittelgroßer Saal für Popmusik. Auch darüber muss gesprochen werden, nicht nur über die Kosten. Staat und Stadt planen nebeneinander her, statt das Ganze im Blick zu behalten.