Das 11. Aidskonzert im Prinzregententheater
Hier gebe es mehr Solisten als sonst in fünf Konzerten, stellte der städtische Kulturreferent Hans-Georg Küppers in seiner Begrüßung fest. Damit beschrieb er die Spezialität des alljährlichen Aids-Konzerts des Münchener Kammerorchesters: Interessante Solisten und ausgewachsene Solokonzerte in einem dichten Programm – weshalb dieser Abend im Unterschied zu anderen Wohltätigkeitsveranstaltungen im Kulturteil dieser Zeitung und nicht auf der Leute-Seite widerhallt. Obwohl Prominenz durchaus zugegen ist.
Boris Giltburg eröffnete den Abend. Der junge Israeli nahm Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 erstaunlich scharfkantig. Selbst in eher unübersichtlichen Kurven beschleunigt er. Solche Risikofreude wäre auf der Straße lebensgefährlich. In der Musik erzeugt sie Hochspannung. Und sie fügt sich zum (dezent) historisch informierten Ansatz des Dirigenten Alexander Liebreich und des Münchener Kammerorchesters.
Dann Daniel Müller-Schott mit dem Cellokonzert C-Dur von Joseph Haydn. Im langsamen Satz beschleicht einen zwar der Gedanke, dass der manchmal etwas neutral bleibende Solist mehr Gefühl investieren könnte. Aber dann legt der Münchner im Finale mit einer Energie los, die jeden Einwand vertreibt.
Vier exzellente Solisten
Nach der Pause die Mezzosopranistin Okka von der Damerau mit Johannes Brahms’ Alt-Rhapsodie. Die Musik verliert zwar ihren Burgunderton, wenn wenig Streicher und die nur 15 Herren des Münchener Kammerchors aufgeboten werden. Aber sie gewinnt dafür an herber Trockenheit. Einsamkeit und Menschenhass, von denen Johann Wolfgang von Goethe Text spricht, wirken nicht von Beginn an versöhnt. Die Harmonie muss erst errungen werden. Das leuchtet nicht nur musikalisch ein, es passt auch zur Botschaft des Konzerts, das sich für eine offene Gesellschaft einsetzt.
Zuletzt Sergey Khachatryan mit dem Brahms-Violinkonzert: Der fein blitzende Violinton des Armeniers kommt im mittelgroßen Prinzregententheater besser zur Wirkung als in einem Riesen-Saal wie dem Gasteig. Solist, Dirigent und Orchester schärften die dramatische Seite des Werks.
Leider spielte, wie in nahezu jeder Aufführung, der Oboist sein Solo am Beginn des langsamen Satzes nicht „dolce“ und Piano, sondern mit selbstbewusstem Stolz.
Aber an irgendwas muss man halt merken, dass nur Menschen und nicht Musikautomaten spielen.