Darum ist der Kraftwerk-Gig zum Auftakt der Tour de France so begehrt
Von den Elektro-Pionieren Kraftwerk, die zum Auftakt der Tour de France in Düsseldorf spielen, geht immer noch eine große Faszination aus. Doch warum?
Die Ankündigung, dass Kraftwerk zum Auftakt der Tour de France 2017 am 1. Juli in Düsseldorf ein Konzert geben, versetzte die Fans der Techno-Visionäre in helle Aufregung. Weniger als eine halbe Stunde dauerte es, bis die begehrten knapp 15.000 Tickets komplett vergriffen waren. Noch heute geht von der Band um das letzte verbliebene Gründungsmitglied Ralf Hütter (70) eine enorme Anziehungskraft aus. Egal, ob leicht ergraute Fans der ersten Stunde oder hibbelige Elektro-Hipster jüngerem Baujahres: Alle kommen, wenn die erfolgreichste deutsche Elektro-Pop-Gruppe ruft. Doch woran liegt das? Ein Erklärungsversuch.
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Passt wie die Faust aufs Auge
Zunächst einmal muss gesagt werden: Kraftwerk beim Auftakt der ersten Etappe der Tour de France spielen zu lassen, ist ein kleiner Geniestreich. Seit zwölf Jahren machte die legendäre Rad-Tour nicht mehr Halt in Deutschland. Das letzte Mal, dass die Tour gar hierzulande startete, ist schon 20 Jahre her. Zudem sind Kraftwerk nicht nur ausgewiesene Radsport-Betreiber und Fans, sondern begleiten das sportliche Großereignis bereits seit 1983 auch musikalisch. Zunächst mit der Single "Tour de France" und später sogar mit einem kompletten Album. "Tour de France Soundtracks" wurde 2003 zum 100. Jährigen Jubiläum der Tour veröffentlicht. Diese enge Verbindung macht es deshalb nicht verwunderlich, dass Tour de France-Direktor Christian Prudhomme persönlich um ein Konzert bat.
Besonderes Heimspiel
Zudem kommt: Düsseldorf ist die Heimatstadt der Musiker. Seit 2013 kam die Rhein-Metropole nicht mehr in den Genuss eines Kraftwerk-Konzertes. Und: Es wird nicht irgendein Konzert werden. Bereits das Open-Air-Setting in unmittelbarer Nähe zum Rhein im Ehrenhof verspricht ein besonderes Ambiente. Denn das Gelände ist nicht für ein Konzert ausgelegt. Technik, Bühne und der Platz für die Besucher müssen speziell angekarrt und eingerichtet werden. Von verschiedensten Punkten um den Ehrenhof herum könnten Interessierte das Konzert hören, vielleicht sogar sehen.
Gewiss werden die Techno-Pioniere auch nicht mit Show-Elementen sparen, schließlich hat die Band immer auf kunstvolle Weise eine visuelle Komponente in ihre Auftritte eingeflochten. Angekündigt ist bereits eine atemberaubende 3-D-Show. Und wer bereits einmal live das Vergnügen hatte, weiß: das ist nicht übertrieben. Passend zum Anlass werden Kraftwerk das komplette Album "Tour de France" aufführen und obendrein noch viele weitere Hits der Marke "Autobahn" oder "Das Model". Außerdem wird der Abend von den französischen Ambiente-Experten "Air" eröffnet.
Doch warum sind Kraftwerk immer noch so aktuell
Um das Phänomen Kraftwerk zu entschlüsseln, reichen ein paar Zeilen freilich nicht aus. Zu vielschichtig ist der Klang-Kosmos der Düsseldorfer. Dennoch gilt es, selbst heute noch zu konstatieren: Die Musik von Kraftwerk scheint nicht zu altern. Sie wirkt selbst 20, 30 ja selbst 40 Jahre nach dem Entstehen einiger Songs zeitlos, sogar heute noch irgendwie der Zeit voraus. Ohne Kraftwerk hätte es Bands wie Depeche Mode oder auch Madonna in der heutigen Form nicht gegeben.
Es ging ihnen von Anfang an nur um Musik und neue Sounds - um die Kunst. Es ging nie um Geld und auch der persönliche Ruhm der einzelnen Musiker stand nicht oben auf der Liste. Stattdessen haben sich Kraftwerk rar gemacht. Interviews gab es kaum, was sicherlich zur Mystifizierung beigetragen hat. Wohl auch deshalb spielte es im Grunde nie eine große Rolle, wer schlussendlich hinter den Keyboards oder sonstigen selbstgebastelten Instrumenten stand. Kraftwerk waren und sind ein Gesamtkunstwerk.
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