Daniil Trifonov: Eine denkwürdiger Auftritt
Jeder Freund klassischer Musik kennt Schumanns „Widmung“ – eines der schönsten Lieder der Romantik. Der junge russische Tastenzauberer spielte als erste Zugabe im restlos ausverkauften Prinzregententheater die Klavierfassung von Franz Liszt. Und wohl niemand unter den Zuhörern wird bedauert haben, dass der Sänger fehlte.
Die Klangfarben, die Daniil Trifonov hervorzauberte, machten jeden Text überflüssig. Danach Ravels „Alborada del gracioso“ – ein herrlicher Zirkus. Spontan erhob sich das Publikum. Es tobte.
Der Pianist hatte sich die Ovationen redlich verdient. Zusammen mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Mikhail Pletnev war ihm Chopins f-Moll-Konzert mit grandioser Selbstverständlichkeit gelungen: unpathetisch, virtuos, jedoch nicht zur Show degradiert, sondern als ernstzunehmende musikalische Auseinandersetzung geadelt. Pletnev, selbst ein angesehener Pianist, begleitete überaus aufmerksam. Er wusste, worauf er zu achten hatte.
Nach der Pause Beethovens siebte Symphonie – wer skeptisch war, wurde rasch bekehrt. Mikhail Pletnev und die um historische Klangfarben bemühte Deutsche Kammerphilharmonie machten auf hinreißende Weise deutlich, wie frisch, aufregend und tiefgründig diese Musik klingen kann, wenn man nicht den Autopiloten einschaltet. Denkwürdig!