Daniel Grossmann und Tanja Bender-Becker mit Musik zum Chanukka-Fest

Tanja Becker-Bender, Daniel Grossmann und das Orchester Jakobsplatz mit Musik von Bloch, Iranyi und Bach im Hubert-Burda-Saal des Jüdischen Gemeindezentrums
Michael Bastian Weiß |
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Der Dirigent Daniel Grossmann.
Thomas Dashuber Der Dirigent Daniel Grossmann.

Tanja Becker-Bender, Daniel Grossmann und das Orchester Jakobsplatz mit Musik von Bloch, Iranyi und Bach im Hubert-Burda-Saal des Jüdischen Gemeindezentrums

Einem so natürlich kommunizierenden Violinspiel begegnet man selten. Tanja Becker-Bender fasziniert mit Ernst und Strenge, wenn sie Ernest Blochs „Nigun“ für Solovioline und Streichorchester deklamiert, eine Art improvisierten, rhapsodischen Gesang. In Gabriel Iranyis „Meditation und Gebet“ hingegen spricht sie freundlich und mitnehmend zu den Hörern.

Auf die bloße Schönheit ihres Tons verlässt sie sich nie, obwohl sie ihn immer wieder auskostet. Er ist ein sinnliches Ereignis, das für sich steht, und Mittel zum Zweck gleichzeitig, insofern er sich stets biegsam in den Fluss musikalischer Rede auflöst. So können Gesten in sämtlichen Lagen sowohl vollblütig ausklingen wie fein zurückgenommen werden. Wie ausdrucksvoll wird allein ein Bogenwechsel gestaltet!

Lichte Flächen

Das Chanukka-Fest erinnert an eine wundersame Begebenheit der jüdischen Frühgeschichte. Zur Einstimmung in das Konzert sprachen der Rabbiner Yehuda Horovitz und der Philosoph Julian Nida-Rümelin über Wunder und kamen darin überein, dass diese nicht wissenschaftlich wegerklärt werden können.

Nicht selten erscheinen sie aber auch in der Musik. So unmittelbar wie intuitiv trifft Tanja Becker-Bender die beiden unterschiedlichen Charaktere der kurzen Werke von Bloch und Gabriel Iranyi. Letzteres wird bei diesem Konzert zum Lichterfest im Jüdischen Zentrum uraufgeführt, 25 Jahre nach seiner Fertigstellung.

Der gebürtige Rumäne Iranyi erzählte, dass er nichts an „Meditation und Gebet“ ändern musste. Diese Studie für 15 Streicher und Solovioline entwirft eine lichte, vielfach solistisch aufgebrochene tonale Fläche, eine Art Vorstellung eines paradiesischen Zustandes von unaufdringlicher Präsenz.

Zeitlose Tonalität

Während angesichts der trockenen Akustik des Hubert-Burda-Saals hier ein nur geringes Vibratospiel wohl einen angenehmeren Klang erzeugt hätte, lebt das „Gebet des Heiligen Ephraim Sirin“ aus „Das heilige Opfer“ des russischen Komponisten Alexander Knaifel gerade von der Glasigkeit des ausdruckslosen Streichens.

Quasi zeitlose, offenkundig tief empfundene tonale Klänge tasten sich mit kleinsten harmonischen Veränderungen voran. Daniel Grossmann und die Streicher des Orchesters Jakobsplatz München hören empfindsam aufeinander.

In Johann Sebastian Bachs „Musikalischem Opfer“ in der interessanten, mit zwei räumlich getrennten Ensembles arbeitenden Orchesterfassung von Igor Markevitch funktioniert das polyphone Zusammenspiel leider weniger gut. Die komplexen Strukturen würden viel mehr Vertrautheit der Spieler mit der Musik verlangen.

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