Daniel Behle singt Schuberts "Schwanengesang"
Mühelos und sensationell leise tupft Daniel Behle auch hohe Töne hin. Für Franz Schuberts letzte Lieder, den sogenannten „Schwanengesang“, setzt er die volle Bandbreite zwischen einem dramatischen Forte und einem kostbaren Pianissimo ein. Nach seinem wunderbaren Mozart-Abend vor ein paar Tagen beweist er nun ein zweites Mal, wie exzellent er phrasieren kann. Was er im sogenannten „Schwanengesang“ alles an musikalischer Strecke auf einen Atem singt und somit melodiös zusammenfasst! Sein lyrisch zarter Tenor ist dabei ausgesprochen schön anzuhören, die Färbung ist individuell gefärbt, und doch von einer gewissen angenehmen Nüchternheit.
Leider setzt ihm hier die Begleitung auf unverantwortliche Weise zu. Die Akustik in der Anatomischen Anstalt in der Pettenkoferstraße ist an sich nicht unvorteilhaft, es muss dem kleinen Orchester der Kammeroper München angelastet werden, wenn Behle viel zu stark zudeckt wird.
Lebensabschied
Allen Ernstes lässt der Arrangeur Alexander Krampe das intensiv klingende Akkordeon durchgehend mitzirpen, während die Gitarre im allgemeinen Dauergeschrammel kaum zu hören ist. Das Kammerorchester spielt ohne Dirigent zudem viel zu unpräzise, was auch Schuberts später Symphonie h-moll, der „Unvollendeten“, Abbruch tut.
Krampe hat den gesamten Abend konzipiert. Es ist keine schlechte Idee, alles unter das Motto des Lebensabschieds zu stellen, wobei natürlich unterschlagen wird, dass Schuberts „Schwanengesang“ nicht tatsächlich vom Komponisten als letztes Werk geplant war. Die Texte sind etwas beliebig ausgewählt. Kein Wunder, dass die Rezitation durch die grandiose Schauspielerin Lisa Wagner – unvergessen ihre Julia in dem Shakespeare- Stück! – in ihrer Neutralität leicht ratlos wirkt.
Am lustigen geraten die betont ungerührt vorgetragenen unfreiwillig komischen Traueranzeigen. Als nettes Beiwerk fungiert die Einführung in Gebäudegeschichte und Arbeit des Klinikums durch den diensthabenden Hausherrn. Der Arzt wirbt so charmant dafür, seinen Körper nach dem Ableben der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen, dass man das am liebsten sofort machen möchte.
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