Daniel Barenboim spielt Schubert und rüffelt das Publikum

Der Klavierabend von Daniel Barenboim im Gasteig endete wenig harmonisch
Robert Braunmüller |
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Franz Schuberts Sonaten sind mehr was für Musiker als für Pianisten. Eigentlich gibt es für diese anti-virtuose Ausdrucksmusik keinen besseren Interpreten als Daniel Barenboim: den Dirigenten, Musikmanager und Nahostpolitiker, der das Klavier nur noch im Nebenerwerb traktiert. Aber auch da bleiben Enttäuschungen nicht aus.

Ein Meister feinster Schattierungen war dieser Universalmusiker noch nie. Seine Stärke ist die gestalterische Kraft, die er im marschartigen Kopfsatz der Sonate in a-moll D 784 ausspielen konnte. Dieses Stück, ein Trauermarsch für ein imaginäres Orchester, steigerte Barenboim mit gelassener Souveränität und visionärer Kraft. Auch für das in der Schubert-Literatur wegen seines banalen Themas kritisierte Rondo der Sonate D-Dur D 850 hatte er eine überzeugende Lösung. Er spielte die Heiterkeit überschäumend aus, als sei es der vergleichbar heikle Schlusssatz der Siebten von Mahler.

Den verrinnenden Schluss dieser Sonate arbeitete Barenboim schön heraus. Weniger glückte ihm die eher pianistische Sonate D 568 in Es: ein Stück für den feinsinnigen Salon, in dem Barenboim eher wie ein Provinzler mit dreckigen Stiefeln herumtrampelte. Nach dem wild und ohne Rücksicht auf falsche Noten gespielten Allegro der D-Dur-Sonate gab es spontanen Beifall. Hier und im recht ledernen langsamen Satz musste man sich mehr an die Persönlichkeit Barenboims halten. Es fiel streckenweise schwer, seine pianistische Kunst zu bewundern. Es fordert eben hörbar seinen Tribut, wenn man zwischen Mailänder „Fidelio“-Terminen ein Konzert im Gasteig einschiebt.

Kaum war die letzte Note verklungen, da hatten schon viele Konzertbesucher wieder ihre Handys in der Hand. Barenboim wies darauf hin, dass Fotografieren erstens verboten sei, das Blitzen zweitens seinen Augen weh täte und drittens die Knipser vom Klatschen abhielte. Und dann strafte er auch jene ab, die ihr Handy daheim oder an der Garderobe gelassen hatten: Eine Zugabe gab es nicht.

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