Christoph Eschenbach dirigiert Bruckner und Rihm im Gasteig

Langsam allein reicht nicht: Christoph Eschenbach dirigiert Rihm und Bruckner mit den Münchner Philharmonikern
Robert Braunmueller |
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Die Idee an sich wäre begrüßenswert: ein gegenwärtiges Klavierkonzert, in dem das Instrument einmal nicht als besseres Schlagzeug benutzt wird. Auch der Widmungsträger Tzimon Barto erscheint als gute Wahl: Kaum jemand hat so viele zarte Farbvaleurs drauf wie dieser Amerikaner mit der Statur eines Kleiderschranks.

Wolfgang Rihms Klavierkonzert Nr. 2 beginnt sehr zart, wie ein romantisches Charakterstück. Aber die beiden Sätze sind in der Stimmung arg ähnlich, was auf Dauer ermüdet. Und konzertiert wird leider auch kaum: Das Orchester begleitet das Klavier, aber Individuum und Masse treten selten miteinander in Dialog.

Als Zugabe spielte Barto den langsamen Satz aus einem Bach-Konzert, mit ziemlich verwegenen, hochromantischen Rückungen. Aber durchaus so, dass ein Gelüst auf den Rest der Musik aufkam.

Das Kerngeschäft

Nach diesem Ausflug in die Nach- und Vorzeit der Klassik widmeten sich die Münchner Philharmoniker dem spätromantischen Kerngeschäft: der Neunten von Anton Bruckner.

Christoph Eschenbach verstand das Stück als Tryptichon: das kurze, schnelle Trio im Zentrum, drumherum die beiden Scherzo-Teile und zwei riesenhafte, langsame Sätze. Als sei das unvollendete Fragment trotz des weitgehend skizzierten vierten Satzes nach dem Adagio doch in sich vollendet.

Eschenbach nahm sehr langsame Tempi, besonders im Kopfsatz. Bei den Steigerungen, wenn sogar die Gelassenen unter den Dirigenten schneller werden, blieb er die Ruhe selbst. Er betonte das Feierliche und Erhabene. Aber trotz Celibidache-Tempi stellte sich keine Celi-Spiritualität ein.

Man kann Bruckner verbessern, wenn man Bruckner verbessern kann

Das mag auch von der Gestimmtheit des Hörers abhängen. Leider verließ sich der Dirigent bei der klanglichen Gestaltung auf die freundlichen Angebote des bestens disponierten Orchesters, ohne sie stärker zu formen. Ziemlich störend wirkte übrigens die furtwänglernde Masche, aus den Schlussakkorden fahrig die Luft herauszulassen, statt ein präzises Ende zu markieren.

Der Dirigent scheute lange das Drama, das in dieser Symphonie (auch) steckt. Doch dann schärfte er ab der Reprise im Adagios die Konflikte. Beim dissonanten Abbruch der großen Steigerung hielten die Violinen am Donnerstag ihren Ton mindestens ein Sechzehntel länger in die Generalpause hinein als das übrige Orchester. Eschenbach wollte das, aber Bruckner hat’s so nicht komponiert, und eine Verbesserung möchte man es kaum nennen.

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