Christian Gerhaher und Gerold Huber mit Schuberts "Müllerin"

Christian Gerhaher und Gerold Huber interpretieren Schuberts Zyklus "Die schöne Müllerin" im Nationaltheater
Michael Bastian Weiß |
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Als Schubert-Sänger ist Christian Gerhaher natürlich schon lange bekannt, und ohnehin scheint es kein Repertoire zu geben, für das er nicht geschaffen ist. Angesichts einer so langen Kompetenz für Franz Schuberts Liedschaffen ist es natürlich interessant zu verfolgen, ob und wie sich der Zugang des Mittvierzigers zur „Schönen Müllerin“ im Laufe der Zeit verändert hat.

Möglicherweise ist Gerhaher gelassener geworden, manchmal gar abgeklärt. Im Gegensatz zu berühmten Vorgängern stehen, wenn es nicht täuscht, weder ein starker Deutungswille noch ein gesteigertes Interesse an der Emotionalität dieses Zyklus im Vordergrund.

Mit Natürlichkeit

Der gebürtige Straubinger singt sämtliche der 20 Lieder mit einer so vollkommenen Natürlichkeit, wie sie nur wenigen Kollegen vergönnt ist und war. Der wunderschön gefärbte, glatt gerandete Bariton spricht auch in der Höhe mühelos an, wie er in der Tiefe sonor ausklingt.

In der Nr. 8 „Morgengruss“ etwa ist die Kantilene aus einem Guss geformt, Gerhaher hat eine so direkte Kontrolle über die Stimme, dass er diese geradezu nonchalant führen kann. Angenehm ist, wie etwa in der Nr. 6 „Der Neugierige“ die verschmitzten Wendungen nicht theatralisch, sondern rein gesanglich vorgestellt werden.

Ohne Manierismen

Überhaupt erscheinen Affekte wie die namenlose Trauer in Nr. 18 „Trockne Blumen“ oder auch Bildhaftes wie der dahinstürmende „Jäger“ Nr. 14 gänzlich unmanieriert. Und das letzte Lied „Des Baches Wiegenlied“, wird in einer so überirdischen Ruhe durchlebt, dass die Todessehnsucht etwas Tröstliches bekommt. Eine gute Idee ist es zudem, die nicht vertonten Gedichte Wilhelm Müllers im Nationaltheater zu rezitieren.

Zum Ereignis für sich wird wiederum, wie bruchlos der Gesang sich mit der pianistischen Kunst Gerold Hubers mischt; wenn etwa der Klavierbass der Stimme folgt, ergeben sich perfekte Verschmelzungen. Seinerseits artikuliert Huber seinen Part klangsinnlich und darüber hinaus so sprechend, dass der phänomenalen Textintelligenz Gerhahers eine zweite, autonome instrumentale Ebene ergänzt wird, die viel mehr darstellt als eine bloße Begleitung.

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