Chef der Kastelruther Spatzen kann keine Noten lesen
Multimillionär, gefeierter Bühnenheld und eigentlich doch "nur" ein Landwirt. Norbert Rier, Frontmann der legendären Kastelruther Spatzen, gewährt in einem Interview tiefe Einblicke in sein Leben als Volksmusikstar - der offenbar komplett am Boden geblieben ist.
Geld ist nicht alles. Vor allem, wenn man es hat. Dann erfreut man sich seiner Haflinger-Zucht. Oder spendiert sich zum Geburtstag schon mal einen neuen Traktor - wie der Südtiroler Norbert Rier (56), der als Frontmann der Volksmusikgruppe Kastelruther Spatzen ("Die Sonne scheint für alle") Millionen Fans hat.
Hier gibt es das Album "Das Beste der Kastelruther Spatzen"
Eigentlich ist er ja Bauer, und so schwärmt er in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" von seinen Pferden. "Ich bin mit Tieren auf dem Hof aufgewachsen. Nachdem unser Pferd durch eine Milchkuh ausgewechselt wurde, wollte ich immer wieder eins. Deshalb bin ich 1988 auf die Alm, dort hatten sie drei identische Fohlen. Da dachte ich: Drei Kinder, drei Fohlen - das passt. Mittlerweile habe ich 30 Pferde. Davon acht neue Fohlen, von denen ich wieder ein paar abgeben muss."
Der Sänger, Schlagzeuger und Texter der Kastelruther Spatzen kann bis heute keine Noten lesen, dafür ist er ein professioneller Landwirt. "Für mich war immer klar, dass ich den Hof des Vaters übernehme. Die Musik hat sich so entwickelt." Das fing 1979 an, "da traten die Spatzen, alles Kameraden noch von der Schule, an mich heran, ob ich nicht Lust auf Schlagzeug hätte, das sei nicht schwer, nur bissel Rhythmus halten... Meine Frau sagte, 'probier' es, da kommst du unter die Leute'".
Vom Hof ins kalte Wasser
Natürlich hatte Rier zuvor noch nie am Schlagzeug gesessen. "Also habe ich es mir zeigen lassen. Dann bin ich schnell ins kalte Wasser geworfen worden und sollte auf einem Hausball spielen - das war stressig, aber den Leuten hat's gefallen."
Heute sind Norbert Rier und die Kastelruther Spatzen Berühmtheiten, die großes Geld verdienen. Es wird gleichmäßig verteilt. "Ich kriege gleich viel wie die anderen vier Gründungsmitglieder. Wir investieren in gleichen Teilen und profitieren von dem Gewinn in gleichen Teilen, obwohl ich mit Promotionsterminen, Studioaufnahmen und so mehr Stress habe. Mit den anderen drei Musikern gibt es eine Vereinbarung, sie bekommen pro Auftritt eine Gage."
Die Einnahmen steckt Rier in seinen Landwirtschaftsbetrieb. "Fast alles wird in den Hof investiert, eine Alm und Maschinen gekauft, dass die Arbeit leichter geht." Einen besonderen Luxus habe er sich zu seinem 50. Geburtstag gegönnt: einen neuen Traktor.
Musikstar erhält viele Bettelbriefe
Manchmal erhält er auch Bettelbriefe von vermeintlichen Fans. "Manche Bittbriefe sind so unverschämt, da ist die Kontonummer mit angegeben. Die meisten können ihre Wohnung nicht bezahlen, zum Teil, weil sie selbst im Kasino waren. Viele denken, die Spatzen wissen nicht wohin mit ihrem Geld. Aber auch uns wurde nichts geschenkt", sagte Norbert Rier der "SZ".
Vor Jahren hatte ein ehemaliger Mitarbeiter verraten, dass fast alle Spatzen-Stimmen auf den CDs (außer der von Norbert Frier) von Studiomusiker stammen. Der Skandal hat der Gruppe nicht geschadet, "im Gegenteil: Es sind mehr [zu den Konzerten - die Red.] gekommen".