CD-Kritik: So ist das neue Album von Robbie Williams
Er braucht die große Bühne, die spektakuläre Show, das Ereignis. Und da kommt es Robbie Williams am Samstag sicher gelegen, dass sich „Wetten, dass?“ unter Markus Lanz wieder zum Quotenrenner gemausert hat.
Bei seinem Auftritt in der Show will es Robbie nämlich allen zeigen, dass er mit seinem Charme und seiner Präsenz immer noch Hysterie erzeugen kann. Nur braucht es dafür dringend neue Hits, denn Ohrwürmer wie „Let Me Entertain You“ und „Angels“ sind schon einige Jahre her.
Die sollen sein neues, gewohnt unbescheiden betiteltes Album „Take The Crown“, liefern. Dafür hat der zum Vorzeige-Vater Verwandelte nicht nur die Plattenfirma gewechselt, sondern sich auch in die Hände des Star-Produzenten Jacknife Lee (U2, R.E.M.) begeben.
„Be A Boy“, der erste Song von Robbies neunter Platte, gibt die Marschrichtung vor: schneller, sommerlicher Gute-Laune-Pop mit Saxofon- und Synthie-Einlagen, den man fast zu „Be A Chris Martin“ umbenennen könnte. Denn so hymnisch-beschwingt klingt auch die Briten-Konkurrenz Coldplay.
Die Melancholie früherer Schmacht-Balladen ist einer Fröhlichkeit und Selbstzufriedenheit gewichen, die zwar bestens Robbies derzeitiges Gefühlsleben widerspiegelt, das Album aber auch glatt und gefällig macht. Dass der 38-Jährige sein Gefühl für stadiontaugliche Mitsing-Hits doch nicht ganz verloren hat, beweist „Different“, der dank der Songwriter-Qualitäten von „Take That“-Kollege Gary Barlow wirklich anders klingt.
Auch textlich macht Robbie auf „Take The Crown“ eher den Diener als den König. So klingt der sexy Verführer auf „All That I Want“ nach „Shades Of Grey“ („I Wanna Tear Your Clothes Off, Baby“), und bei der verzerrten Möchtegern-Punk-Nummer „Hey Wow Yeah Yeah“ kommt inhaltlich nicht viel mehr als „Boy, Boy, Boy, Girl, Girl, Girl“. Wenigstens erinnert sich Robbie daran, dass „Somethin’ Stupid“ gar nicht so dumm war, weil er eine großartige Duett-Partnerin hatte. Statt Nicole Kidman ist es jetzt in „Losers“ die Folk-Rock-Sängerin Lissie, die sich auf einen aufregenden Stimmen-Dialog einlässt. Ach, was wäre Robbie nur ohne die Frauen.
Robbie Williams: „Take The Crown“ (Universal)