Buddy Guy: dreckig und lebendig

„Live At Legends“ – das neue Album des Chicago-Bluesers Buddy Guy
von  Christian Jooß

„Live At Legends“ – das neue Album des Chicago-Bluesers Buddy Guy.

 

Wer am 19. oder 26. Januar zufällig in Chicago vorbeikommt, wer die South Wabash Avenue entlangspaziert und an der Ecke East Balbo Avenue einen Club sieht – „Legends“ – , der trete ein. Er bestelle sich ein Jambalaya mit Huhn und Wurst, das empfiehlt der Chef.

Der Chef weiß, was als Grundlage für einen langen Abend taugt. Schließlich muss der Chef an diesem Abend noch selber ran. Auf die Bühne. Ein Ansager wird den Ring eröffnen für den Multi-Grammy-Award-Winner, den Rock’n’Roll-Hall-Of-Famer, den badest motherfucker in town.

Es ist Zeit für Buddy Guy. Den Mann, der in den 60ern in seiner Stadt den Chicago-Blues mit Strom speiste. Weil Träume meistens eine eher schaumige Konsistenz haben, platz auch dieser: Die Konzerte sind ausverkauft. Als Trost kauft man sich eben ein Album von Guy: „Live At Legends“.

Das gibt einen guten Eindruck davon, was passieren kann, wenn dieser 76-Jährige die Bühne kapert. Über die funky Wah-Wah-Gitarre des Anfangs lässt er ein Solo hereinbrechen, zappelig, ungewittrig, ganz und gar nicht perfekt, konsequent auf den hysterischen Effekt bedacht und genau in dieser Widersprüchlichkeit faszinierend.

„Mannish Boys“ gelingt ihm bösartig, „Boom Boom“ hat wölfischen Sexappeal und Hendrix’ „Voodoo Chile“ ist der schwitznasse Weg zur Selbsterkenntnis. Abseits der Ehrfurchtshaltung vor einem dann auch stinklangweiligen Akademikerblues ist dieses Album dreckig-lebendig in jeder Tonpore und – „Skin Deep“ – zu ganz großen Soulgefühlen fähig. Drei unveröffentlichte Songs aus der Session des Vorgängers „Living Proof“ gibt’s noch dazu.

Buddy Guy: Live At Legends (Sony Music)

 

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